Interview zum Thema Ewigkeit mit Prof. Dr. Werner Gitt
Was kommt nach dem Tod? Mit dieser Frage setzen sich viele Menschen eher ungern auseinander, da sie sie an ihre Sterblichkeit erinnert. Für Christen ist dieses Leben nach dem Tod, die Ewigkeit bei Gott etwas, das ihnen Hoffnung geben kann. Doch welche Hinweise gibt uns die Bibel auf den Himmel, wie wird es in der Ewigkeit sein, wie sich anfühlen? Mit Prof. Dr. Werner Gitt möchten wir uns diesen Fragen annähern.
Herr Prof. Dr. Gitt,
in Ihren Vorträgen und Publikationen beschäftigen Sie sich auch immer wieder mit der Ewigkeit und damit, was nach dem Tod passiert. Gibt es etwas, dass Sie bei der Erforschung dieser Themen besonders überrascht hat?
Durch sein Leiden und Sterben am Kreuz hat Jesus uns den Zugang zum ewigen Leben verschafft. Was muss das für eine grenzenlose Liebe sein, die mich so sehr liebt, dass er, der der Urheber dieser Welt und allen Lebens ist, sich so tief erniedrigte, um mir dadurch den Himmel zu erkaufen! Diese Liebe gilt jedem, der sich an Ihn wendet: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“ (Jeremia 31,3).
Was ist für Sie der am weitesten verbreitete oder schwerwiegendste Irrtum über die Ewigkeit?
Der schwerwiegendste Irrtum über die Ewigkeit ist der, dass Viele gar nicht über ein Leben nach dem Tode nachdenken. Viele halten den Tod für die absolute Endmarke unseres Lebens, ein Irrtum, der aber von so Vielen leichtfertig geglaubt wird. Der Reiche in Lukas 16,19-31 führte sein Leben ohne Gott und lebte ein ausschließlich diesseitsorientiertes und selbstsüchtiges Leben, das die Bibel wie folgt zusammenfasst: „der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden“ (Lukas 16,19). „Als er nun in der Hölle war“ (Vers 23), wird er evangelistisch, denn er bittet Abraham, dass jemand zu seinen fünf Brüdern hingehen und sie warnen solle, damit sie nicht auch an diesen schrecklichen Ort kämen. Hier irrt er gewaltig, denn Lazarus hat keine Möglichkeit mehr, jemanden auf der Erde zu warnen.
Was sagt die Bibel generell über ein Leben nach dem Tod – die Ewigkeit?
Wir Menschen sind von Gott dazu ausersehen, dass unser Leben niemals beendet wird. Der leibliche Tod ist nur ein Wechsel unseres Aufenthaltsortes. Nach dem Tod nennt die Bibel nur zwei Orte mit ewigem Verbleiben. In Matthäus 25,46 sagt Jesus: „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“
Wie kann man sich den Himmel vorstellen? Ist das ein Ort?
Gemäß der Bibel ist der Himmel ein realer Ort, der jedoch jenseits von unserer dreidimensionalen Welt liegt. Der Ort, an dem Gott und Jesus ihre Wohnstatt haben, ist so unermesslich schön, dass die Bibel jene Wirklichkeit nur mit Begriffen des uns Unbekannten beschreiben kann: „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1. Korinther 2,9). Der Himmel ist ein Ort der ewigen Gegenwart Gottes und des Herrn Jesus. Es ist ein Ort der ewigen Freude und der vollkommenen Liebe. Gott selber ist die personifizierte Liebe und darum wird er den ganzen Himmel damit erfüllen. Man fragte einen kleinen Jungen, was der Himmel wäre. Er erkannte das Wesen des Himmels richtig: „… der Ort, wo jeder jeden liebt.“
Gibt es einen Unterschied zwischen dem, was die Bibel als „Himmel“ und „neue Erde“ bezeichnet?
Der ewige Aufenthaltsort, der durch Jesus geretteten Menschen, wird in der Bibel durch verschiedene synonyme Begriffe bezeichnet, die aber m. E. dasselbe beschreiben:
- „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel“ (Philipper 3,20).
- „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).
- „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten“ (Johannes 14,2).
- „Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn es zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten“ (Lukas 16,9).
- „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen und das Meer ist nicht mehr“ (Offenbarung 21,1).
- „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen“ (Matthäus 6,33).
Wie werden Menschen in der Ewigkeit sein? Haben sie einen Körper oder sind sie eher Geistwesen?
Nach der Auferstehung hatte Jesus einen Leib mit neuen Fähigkeiten. Damit hat er uns ein Beispiel gegeben, wie wir auch einmal sein werden. In 1. Johannes 3,2 heißt es: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Der auferstandene Herr saß mit den Emmausjüngern zu Tisch (Lukas 24,30) und am See Tiberias, als er sich das dritte Mal als Auferstandener zeigte, frühstückte er mit den Jüngern.
Nach meiner Sicht der Dinge werden wir im Himmel keine Geistwesen sein, sondern mit realen Körpern ausgestattet sein, die jedoch nicht mehr mit dem jetzigen Körper vergleichbar sind. Wir werden essen und trinken, denn sonst hätte Jesus nicht von sich selbst gesagt: „Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen“ (Lukas 12,37b). Auch gibt es im Himmel Wein zu trinken, denn Jesus bezeugte: „Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich von neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich“ (Matthäus 26,29).
Gibt es in der Bibel Hinweise darauf, wie man seine Zeit in der Ewigkeit verbringt? Singt man nur Loblieder?
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass es im Himmel nicht mehr die eindimensionale physikalische Zeit gibt. In Offenbarung 10,6b heißt es: „Es soll hinfort keine Zeit mehr sein.“ Die uns hier einengende und hetzende Zeit wird es im Himmel nicht mehr geben. Der Chronos dieser Welt wird ersetzt durch den Kairos Gottes.
Wenn wir nach 1. Johannes 3,2 dem Herrn Jesus gleich sein werden, dann werden wir auch das tun können, was Jesus tut. Aus der Schrift kennen wir Jesus als den kreativen Schöpfer (Johannes 1,1-3). Wenn wir ebenso kreativ sein werden wie er ist, dann gelangen wir zu ungeahnten Fähigkeiten. Alles, was wir an Kreativem tun, wird uns auf Anhieb gelingen. All unser Tun im Himmel wird unter dem Segen Gottes stehen und alles, was wir wirken und werken, wird mit dem Willen Gottes in Übereinstimmung sein.
Wird es nach dem Tod ein Wiedersehen mit unseren Lieben geben?
Hilfreich in der Beantwortung der gestellten Frage kann uns die Verklärung Jesu auf einem hohen Berg dienen (Matthäus 17,1-13; Markus 9,2-13; Lukas 9,28-36). Dort erkannten die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes sofort Elia und Mose, obwohl sie diese nie zuvor gesehen hatten. Durch Schlussfolgerung können wir darum gewiss sein, alle, die uns auf der Erde lieb und wert waren, werden wir sofort wiedererkennen.
Sagt die Bibel etwas darüber, wie sich die Ewigkeit bei Gott anfühlen wird?
Im Matthäus-Evangelium finden wir die neun Seligpreisungen, mit denen die Bergpredigt Jesu beginnt. Diese beginnen mit der Formulierung „Selig sind“ und beschreiben durchweg Empfindungen, die in ihrer ganzen Fülle erst im Himmel wahrgenommen werden. In neueren Übersetzungen ersetzt man das im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr übliche „Selig sind“ durch „Glücklich sind“. Das empfinde ich als einen Informationsverlust, denn „selig“ ist viel weitreichender als „glücklich“. Im Neuen Testament sind Heil und Glückseligkeit mit der durch Jesus angebrochenen Gottesherrschaft untrennbar verknüpft. Glücklichsein hingegen ist eine Ausdrucksweise, die einen rein irdischen Zustand beschreibt.
Kann man sich jetzt schon auf die Ewigkeit vorbereiten – wenn ja, wie?
Am besten sind wir für die Ewigkeit vorbereitet, wenn wir unser Leben mit Jesus verbunden haben. Das heißt, wenn wir an ihn glauben und ihm folgen in dem, was er uns in seinem Wort gesagt hat. Er lässt uns jetzt schon wissen, was er uns an jenem Tag der Begegnung sagen wird: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist, von Anbeginn der Welt“ (Matthäus 25,34).
Gibt es etwas, auf das Sie sich in der Ewigkeit am meisten freuen?
Die größte Freude ist aus meiner Sicht, dass wir eine ewige Heimat haben – eine Bleibe, aus der wir nie mehr wegmüssen. Als Kind habe ich die Flucht und Vertreibung aus der ostpreußischen Heimat erleben müssen. Es ist etwas Großes, dass Gott für uns einen Platz vorgesehen hat, wo wir in alle Ewigkeit bleiben dürfen. Es ist ein Ort, wo es kein Leid, keine Krankheit und auch keinen Tod mehr geben wird. Da ist nur noch bleibende Freude angesagt und darum ruft Jesus uns zu: „Freuet euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“ (Lukas 10,20).
Und zuletzt die Frage, die eigentlich am Anfang stehen müsste: Wer darf die Ewigkeit mit Gott verbringen, bzw. was muss ich dafür tun?
Diese Frage halte ich für die wichtigste Frage unseres Lebens überhaupt. Wenn es so etwas Wunderbares wie den Himmel gibt – einen Ort ohne Leid und Tod, ohne Krankheit und ohne Sünde und dass wir dort unseren Schöpfer von Angesicht zu Angesicht sehen werden, dann stellt sich die unvermeidbare Frage: Wie kann ich dort hinkommen? Diese Frage hat uns Jesus sehr klar und eindeutig beantwortet: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6). Jesus ist also der einzige Weg zum Himmel! Wie beschreiten wir diesen Weg? Indem wir auf Jesus vertrauen und an ihn glauben. In Johannes 5,24 sagt es Jesus uns zu: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben.“
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