Fokus – Das Wesentliche im Blick behalten

von Pastor Andreas Waldmann

Kürzlich gab es ein Software-Update bei meinem Smartphone. Dabei ging es nicht nur um notwendige Sicherheitsfeatures, nein, alle möglichen Funktionen wurden verbessert oder ganz neu eingeführt. Ich nutze vermutlich nur einen Bruchteil all dieser Möglichkeiten, aber eine Sache fiel mir sofort auf: Im sogenannten „Kontrollzentrum“ (also wenn man von unten nach oben wischt) hieß mein Lieblingsbutton mit dem Halbmond drauf nicht mehr „Nicht stören“. Er wurde umbenannt in „Fokus“ und bekam bei der Gelegenheit zusätzliche Unterteilungen wie „Zeit für mich“, „Arbeiten“, „Schlafen“, „Fahren“ – alles Dinge, bei denen man ja ungern gestört werden will. Und natürlich kann man auch weitere Fokus-Bereiche erstellen, wenn man mag.

Ich finde bemerkenswert, welche Gedanken sich diese Smartphonehersteller machen. Sie denken sich richtig in das Leben ihrer Kunden – also uns! – hinein. Und sie scheinen zu wissen, was wir brauchen bzw. was unserem Leben gut tut: Ablenkung minimieren. Nur die Apps und Personen aus dem Adressbuch zulassen, die ich in meinem jeweiligen „Fokus“ brauche. Alles andere wird „stumm geschaltet“, bis man sich Zeit dafür nehmen kann. Für Menschen in der heutigen Zeit, die mit einem Überangebot an Informationen zu tun haben und die in einer Gesellschaft leben, in der eine schier grenzenlose Erreichbarkeit vorausgesetzt wird, ist das ganz bestimmt eine großartige Sensibilisierung und Unterstützung. Finde ich zumindest.

Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie einen Fokus? Für Ihr Leben? Oder für den Start ins neue Jahr? Worauf ist Ihr Leben ausgerichtet? Worauf „fokussieren“ Sie sich?

Eigentlich kenne ich das Wort „Fokus“ am ehesten aus der Fotografie. Man hat etwas, das man fotografieren möchte und konzentriert sich darauf, dass genau dieser Bildausschnitt – eine Blüte, ein Gesicht, oder ein Detail eines Gegenstandes oder Gebäudes – scharf und deutlich zu erkennen ist. Man legt den Fokus also auf das Motiv, das ist das Zentrum! Und von dort verringert sich die Schärfe zusehends bis an den Rand. So entstehen wunderschöne Aufnahmen, bei denen das Wesentliche im Vordergrund steht, während Nebensächliches nicht komplett verschwinden muss, sondern einfach einen untergeordneten Platz einnimmt.

Mal angenommen, unser Leben entspricht so einer fokussierten Fotografie, wo liegt dann Ihr Fokus? Was ist Ihnen in Ihrem Lebensbild am wichtigsten, was soll am Ende deutlich zu sehen sein? Und selbst hier passt das Wortspiel aus der Fotografie: Was ist Ihr Motiv, Ihre Motivation? Steht wirklich das im Zentrum, was Sie da sehen wollen? Oder befinden sich irgendwelche Nebensächlichkeiten noch zu sehr im Fokus? Diese Frage bekommt umso mehr Brisanz, wenn man sie allgemeiner stellt: Steht das im Zentrum Ihres Lebens, was gesund ist und Ihnen gut tut oder liegt der Fokus auf Dingen, die eher schaden?

Nun ist es ja oft gar nicht so einfach, diese Einordnung vorzunehmen. Tut mir das gut, was sich im Moment gut anfühlt? Tut mir das gut, was mich herausfordert und wo ich mich beweisen kann? Tut mir gut, wenn ich nur Dinge tue, bei denen ich entspannt bleibe? Oder tut mir gut, am Widerstand zu wachsen? Wir merken schnell, dass wir zu vielen dieser Dinge „Ja“ sagen können. Aber taugen sie auch als Maßstab und Motiv für mein Leben? Nein!

Die Antwort, die ich in der Bibel zu dieser Frage finde, hat mit einer Person zu tun. Das hat einen beträchtlichen Vorteil gegenüber einfachen Verhaltensregeln oder den beliebten 3, 5 oder 7 Schritten zu einem erfüllten Leben. Denn wenn im Zentrum meines Denkens und Handelns eine Person und die Beziehung zu ihr steht, habe ich einerseits eine konstante Orientierung während ich ähnliche Situationen möglicherweise unterschiedlich bewältige.

Um es konkret zu machen: In Jesus Christus habe ich meinen „guten Hirten“, der sein Leben für mich gegeben hat und deshalb mein volles Vertrauen verdient. In Psalm 23 lesen wir, dass er weiß, wo es saftige Wiesen und frisches Wasser gibt – also alles, was mir gut tut – und mich dahin führt. Gleichzeitig ist er auch bei mir, wenn es dunkel, felsig und ungemütlich ist – wenn ich also herausgefordert bin und mit Widrigkeiten zu kämpfen habe. In Vers 3 wird das aus meiner Sicht gut zusammengefasst: „Er zeigt mir den richtigen Weg um seines Namens willen.“ Wenn ich Jesus zum Fokus meines Lebens mache, habe ich in Ihm immer einen guten Orientierungspunkt, an dem ich mich ausrichten kann. Die Beziehung zu Ihm ist das Wesentliche und er wird mir helfen, Wichtiges zu erkennen und Nebensächlichkeiten auf ihren Platz zu verweisen.

Wenn also meine Beziehung zu Jesus geklärt ist, wird er mehr und mehr das Motiv und die Motivation meines Lebens! Dann bringt er die richtigen Dinge in mein Blickfeld, wie zum Beispiel durch das, was er in Matthäus 6,33 sagt: „Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht.“ (NL). Weil Er mir wichtig ist, wird mir wichtig, was IHM wichtig ist. Je mehr ich mich auf Jesus ein- und verlasse, desto mehr Fokus habe ich in meinem Leben und desto mehr kommt genau das hervor, was mein Lebensbild schön und aussagekräftig macht – nicht nur für mich selbst, sondern auch für die, die von außen draufschauen.

Haben Sie diesen Fokus in ihrem Leben? Einen Fokus, der sogar den Tod übersteht! Die Bibel ist unser gottgegebenes Objektiv, anhand dessen wir immer wieder nachjustieren können, ob unser Fokus noch scharf ist und das eigentliche Motiv noch im Zentrum unseres Interesses liegt. Dafür hat Jesus uns seinen Geist gesandt. Wir dürfen damit rechnen, dass er gute Bildeinstellungen vornimmt. Das kann mir mein Smartphone nicht abnehmen. Ich kann mir aber einen „Fokus“ auf meinem Handy einrichten, um ungestört Zeit mit der Bibel und im Gebet zu verbringen. Das wäre doch ein prima Anfang!


 

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