Anbetung bahnt einen Weg

von Paul Hartog, Leiter Gebetshaus Hamburg 

Als ich 2012 mit meiner Bibelschule auf dem Weg nach Trinidad & Tobago in Houston, Texas, voll Feuer und Elan in das Flugzeug stieg, konnte ich nicht erahnen, was mir geschehen würde. 

Ich bat Jesus darum, mich neben jemanden zu setzen, der ihn noch nicht kannte. Bisher war ich auf der Reise nur mit Leuten ins Gespräch gekommen, die ihn schon kannten. Nun wollte ich mehr.  

So geschah es dann, dass neben mir zwei Atheisten saßen. Die beiden Männer nahmen buchstäblich meinen ganzen Glauben auseinander und hielten mir Fakten entgegen, wieso mein Glaube nicht stimmen konnte. Als ich schließlich in Tobago ausstieg, wusste ich nicht mehr, was ich glauben sollte. 

Eine Woche würde ich hier nun sein und von Haustür zu Haustür das Evangelium verkünden müssen, eine Botschaft, von der ich nicht mehr wusste, ob sie die Wahrheit ist. 

Wir sollten morgens mit einer Stunde Zeit mit Gott in den Tag starten. Da ich aber alles anzweifelte, war die Bibel für mich in dem Moment nichts weiter als ein Buch. Wenn Gott nicht existiert, zu wem bete ich dann? Ich hörte mir sämtliche Predigten an, aber auch die prallten nur an mir ab. Am dritten oder vierten Tag meines Ringens, drang Gott mit einer simplen Frage in mein verwirrtes und verschlossenes Herz: „Was weißt du ohne jeden Zweifel über mich?“ Mein Herz antwortete auf eine Weise, die mich selbst überraschte: „Dass Lobpreis und Anbetung was verändert.“ 

Ich dachte an die letzten Tage und bemerkte, wie immer dann, wenn ich Lobpreis gemacht hatte, mein Herz ruhiger wurde und die Fragen, die mich plagten, beiseite geschoben wurden. Ich kannte zu dem Zeitpunkt noch nicht die Kraft, die in Anbetung steckt. Ich wusste nur, dass es etwas verändert – bei mir und auch bei anderen.  

„Wir sind geschaffen für Anbetung“ ist eine Aussage, die wir alle bestimmt so oder so ähnlich schon häufiger gehört haben. Jesus selber sagt, dass Gott sich aufrichtige und echte Anbetung von uns wünscht (Joh. 4,23). Aber was ist Anbetung überhaupt? Häufig wird der Begriff im Zusammenhang mit guter Musik, Lichttechnik und meist auch begleitet von einer tiefen Berührung und guter Stimmung verbunden. Und ja, ich glaube in solchen Momenten kann Anbetung stattfinden. Die Bedeutung von Anbetung geht aber noch deutlich tiefer. 

Im Alten Testament fordert Gott Abraham auf, seinen geliebten Sohn zu opfern. Den, durch welchen Gottes Versprechen wahr werden sollten. Abraham geht im Glauben und Vertrauen los und als sie fast an der Opferstelle ankommen, sagt er zu seinen Dienern: „Bleibt ihr mit dem Esel hier! Ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren.“ (1 Mose 22,1-5). Hier finden wir einen verwirrten Abraham, der dennoch im Glauben vorangeht. Innerlich war er höchstwahrscheinlich eher am Boden zerstört, und trotzdem war Anbetung möglich. 

Das griechische Wort für Anbetung ist Proskyneo (z.B. Mat. 4,8). Es bedeutet soviel wie jemandem die Hand küssen; als Zeichen der Ehrerbietung und Respekterweis vor einer höher gestellten Person niederknien, jemandem huldigen. 

Im biblischen Sinne ist Anbetung eine bewusste Entscheidung, Gott wertzuschätzen, seine Größe anzuerkennen. Anbetung ist die bewusste und gehorsame Hingabe an Gott. Abraham gab sich ihm ganz hin, indem er bereit war, seinen Sohn zu opfern. 

In Johannes 4 spricht Jesus über Anbetung. Hier finden wir ein weiteres Puzzlestück, um zu verstehen, was Anbetung ist und vor allem, wie echte Anbetung aussieht. 

„Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter.“ (Joh 4,23). 

Was ist hier mit im Geist anbeten gemeint? 

Bei unserer Neugeburt in Christus wurde unser Geist mit der Existenz und Lebendigkeit des Heiligen Geistes gefüllt (vgl. Röm. 8,16; Gal. 4,6-7). Wahre Anbetung kommt nur vom Geist, der durch die Erweckung des Geistes Gottes lebendig und empfindsam geworden ist. Das steht im Gegensatz zu Anbetung aus Formen, Zeremonien und Religiosität.  

Im griechischen Sinne ist Wahrheit das, was nicht verborgen ist. Anders gesagt ist die Wahrheit die Darstellung der Dinge, so wie sie wirklich sind. Wenn Jesus davon spricht, in Wahrheit anzubeten, konzentriert sich die Wahrheit auf seine Person und sein Werk. Also auf denjenigen, der selbst die Wahrheit ist (Joh. 14,6). Aber auch auf die rettende Botschaft für uns, die das Wort der Wahrheit, das Evangelium, ist (Kol. 1,5). Es ist dieses Wort der Wahrheit, durch das wir neu geboren werden (Jak. 1,18). Und auch das Wort der Wahrheit (2. Tim. 2,15), mit dem Christen in die Welt gehen, um Jesus, die Wahrheit in Person, zu verkündigen. 

Anbetung in Geist und Wahrheit führt uns immer in eine tiefere Erkenntnis der Person Jesus Christus. 

Anbetung ist also nicht etwas, was wir hauptsächlich in der Kirche am Sonntag tun. Vielmehr ist Anbetung etwas, das unser ganzes Leben durchdringen kann und soll. Im Alten Testament war die Anbetung auf bestimmte Zeiten und Orte reduziert. Für uns, die wir unter dem neuen Bund leben, ist sie nicht mehr beschränkt, denn wir sind durch den Glauben mit Christus verbunden und zum Tempel Gottes geworden. Der Heilige Geist wohnt in uns und macht uns sowohl individuell als auch kollektiv zum Ort seiner Gegenwart (1. Kor. 3,16-17; 6,19; Eph. 2,22). 

Ich sehe einen Unterschied zwischen Anbetung und Lobpreis. In der Anbetung wird uns bewusst, wer Gott ist. Und dieses Bewusstsein führt uns in die gehorsame Hingabe an Gott in eine bewusste Entscheidung, Gott wertzuschätzen und ihn zu ehren.  

Im Lobpreis hingegen, danken wir Ihm für alles, was er schon getan hat.  

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie wir Gott anbeten und preisen können. Hierzu gehört Musik, Tanz, anderen dienen uvm. Diese Ausdrucksweisen sind nicht unbedeutend, aber sie sind nicht das Wesentliche. 

Anbetung ist eine Herzenshaltung. 

Zurück zu meiner Geschichte: Nach der Frage, die Gott mir stellte, entschied ich mich dazu, einfach das zu tun, was mein Herz wusste. Ich würde Gott durch meine Anbetung an mir wirken lassen. Also ging ich nach draußen und sang von ganzem Herzen dem Herrn Lobpreislieder. Und Stück für Stück merkte ich, wie sich mein Herz öffnete für seine Liebe, seine Gnade, seine Güte. Ich schaute auf Gott und der Blick auf ihn erfüllte mich ganz neu. Ich lernte ihn in der Begegnung wirklich kennen und gab mich ihm hin. Nicht länger war er nur eine Theorie. 

In der Anbetung fokussieren wir uns auf den, dem wir alles verdanken und der die größte Macht hat und das verändert uns. In Psalm 103 lesen wir, wie David seine Seele auffordert, den Herrn zu preisen. Das dürfen wir auch tun. Egal, wie es uns geht. Und im Anbeten wird unser Herz voll werden. Durch den Blick auf ihn werden wir unseren Vater im Himmel tiefer kennenlernen, was unsere Anbetung einfach weiter füttert. 

Nicht ohne Grund sind die vier, mit Augen bedecken Wesen in der Offenbarung, am kontinuierlichen Preisen. Sie beten den Herrn an für den, wer er ist. Im Anbeten sehen sie noch mehr, wer er ist und preisen ihn für diese neue Erkenntnis und die Spirale geht weiter (Off. 4). 

Wahre Anbetung lenkt unseren Blick weg von uns, weg von den Problemen der Welt hin zu IHM. Anbetung bahnt einen Weg. 

 

Paul Hartog leitet seit September 2022 das Gebetshaus Hamburg. Er ist leidenschaftlicher Lobpreiser, liebt Gemeinschaft mit tiefgründigem Austausch, Wein und gutes Essen. Paul hat ein besonderes Herz für die Braut Jesu und wünscht sich, die Kirche in Hamburg erweckt und in ihrem vollen Potenzial entfaltet zu sehen. Mit seiner Frau Liesa lebt er zusammen im Stadtteil des Gebetshauses, Hamburg Altona. 


 

Dieser Artikel stammt aus dem Erlebt Magazin zum Thema „Anbetung“ (Ausgabe Nr. 39 – Juni 2023)

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