Jörg Ahlbrecht ist Pastor, Autor, Rundfunksprecher und arbeitet aktuell bei Willow Creek Deutschland als Produzent des Willow Creek Leitungskongresses. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in der Nähe von Marburg.

Auf der Suche nach Frieden

von Jörg Ahlbrecht

Wir leben in äußerst stürmischen Zeiten: Ein furchtbarer Krieg in Europa. Eine weltweite Pandemie. Eine sich stetig verschlimmernde Klimakrise. Zunehmende Flüchtlingsströme auf der ganzen Welt. Ein bisher nicht gekanntes Artensterben – mit heftigen Folgen für die Umwelt. Und all das überlagert und beeinflusst sich gegenseitig.

So mancher beginnt langsam zu begreifen, dass wir nicht einfach irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren werden. Stattdessen sieht es so aus, als würde der Sturm länger bleiben. Wir müssen wohl lernen, damit zu leben. Und das verunsichert viele, es macht ratlos und fordert uns heraus!

Wie finden wir in diesen stürmischen Zeiten Halt? Wie finden wir Frieden, Gelassenheit, eine Basis, von der aus wir den Anforderungen des Lebens begegnen können?

Meine Antwort darauf lautet: Lernen wir von Jesus, wie er uns in der Bibel beschrieben wird.

Seit 2000 Jahren lädt Jesus Menschen ein, ihm zu folgen, seine Auszubildenden oder Studies zu werden. Er lädt Menschen ein, bei ihm ewiges Leben zu studieren. Ein Leben voller selbstloser Liebe, voller Hingabe und Dienstbereitschaft, voller Hoffnung und Freude. Aber eben auch ein Leben mit einem tiefen Frieden und einer fröhlichen Gelassenheit. Deswegen hat Jesus den Menschen auch immer wieder seinen Frieden zugesprochen. Er sagte zum Beispiel:

„Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst.“ (Johannes 14, 27, NLB)

Dieser Friede ist ein besonderer Friede. Das ist ein Friede, der die Angst vertreibt. Ein Friede, der in unserer Seele für Ruhe sorgt und den Sturm stillt. Es ist ein Friede, der uns erfüllen will und kann. Dieser Friede wird uns zugesprochen – und entfaltet so seine Wirkung. Hier spricht der, der zu dem Blinden sagte „Sieh“ – und der sah. Der zu dem Lahmen sagte: „Geh!“ – und der ging. Der dem Sturm sagte „Schweig“ – und es war Ruhe! Und er sagte sogar zu seinem toten Freund Lazarus: „Komm aus dem Grab!“, – und der kam. Wenn er sagt „Friede sei mit euch“, dann ist das mehr als eine Grußformel, mehr als ein nettes „Hallöchen, wie geht’s?“. Von diesen Worten geht eine gestalterische Kraft aus. Sein Wort erklingt nicht einfach – es geschieht. Er spricht den Frieden in das Leben seiner Nachfolger hinein. Dieser Friede hat eine gestaltende Kraft tief in unserer Seele. Wir müssen ihm nur zuhören.

Was ist das für ein Friede, den Jesus selbst hatte und den er seinen Schülerinnen und Schülern zuspricht? Es ist ein Friede, der aus einem tiefen Verständnis der Wirklichkeit kommt. Jesus verstand die Realität des Universums. Er wusste, dass unsere Welt und der ganze Kosmos von Gottes selbstlos liebender Gegenwart durchdrungen sind. Sein Friede kam aus dem Vertrauen, dass nichts und niemand uns aus der Hand dieses liebevollen Gottes reißen kann. Jesus vertraute so sehr seinem himmlischen Vater, dass er sogar im heftigsten Sturm ein Nickerchen machen konnte. Er konnte bei den Angriffen seiner Feinde gelassen bleiben, er blieb ruhig, angesichts der Versuchungen, die der Satan in der Wüste vor ihm auffächerte. Keine Krise brachte ihn aus der Fassung. Kein Versagen seiner Schülerinnen und Schüler. Kein Problem ließ ihn ratlos zurück.

Er hatte diesen besonderen Frieden, der aus dem Vertrauen gespeist war, dass es am Ende gut werden wird. Dass dieses Universum von einem guten Gott geschaffen wurde, der es seitdem mit seiner selbstlosen Liebe durchdringt. Und dass die Geschichte unaufhörlich auf ein gutes Ende zuläuft. Auf einen Zustand der Vollendung. Auf dem Weg dorthin mag es Dinge geben, die uns nicht gefallen. Es mag Schmerz geben, und vermutlich werden wir auch manches verlieren, was uns wertvoll erscheint. Vielleicht einen lieben Menschen, vielleicht unseren Job, womöglich unsere Gesundheit – und am Ende mit Sicherheit unser irdisches Leben.

Aber die wirklich wichtigen Dinge sind nicht in Gefahr. Gott hält uns mit unserem ganzen Sein, mit unserer Seele fest. Und er garantiert, dass wir bei ihm zu einem guten Ziel kommen. Darauf können wir vertrauen. Und aus diesem Vertrauen können wir leben.

Für mich ist das ein fester Halt, auf den ich mich gedanklich immer wieder zurückziehe, wenn ich merke, dass die Angst wieder die Oberhand in meinem Leben gewinnen will. Wenn die Szenen aus der Ukraine zu Wut und Hilflosigkeit führen. Wenn die immer dramatischeren Ergebnisse der Klimaforscher mich beunruhigen – und mich zu einem bewussteren Konsum einladen. Ich denke dann an Jesus und seine Zusage: „Friede sei mit dir! Hab keine Angst!“ Ich mache mir bewusst, dass meine Seele in guten Händen ist. Darum kann ich mutig und entschlossen meine Aufgaben anpacken. Sehen, was ich in meinem Leben tun kann, um etwas Positives beizutragen. Das tun, was mir vor Füße gelegt wird, um ein wenig Liebe und Hoffnung zu verbreiten.

Der Friede, den Jesus seinen Auszubildenden, seinen Studierenden und Schülerinnen und Schülern zusagt, soll sich in uns ausbreiten, aber dann von uns aus auch zu anderen durchdringen. Wir dürfen diesen Frieden ausstrahlen, in einer Welt, die sich angesichts der aktuellen Bedrohungen immer mehr polarisiert.

 

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