Von Gott Geliebte
Sicherheit durch Identität
Von Anja Scholl, CBN-Redaktion
Nie war es so schwer, die eigene Identität zu finden, wie heute. Früher wurden identitätsstiftende Dinge, wie Bildungsweg, Berufs- und manchmal auch die Partnerwahl von den Eltern vorgegeben. Heute haben wir da mehr Freiheit.
Kinder entdecken ihre eigene Identität, indem sie in verschiedene Rollen schlüpfen: Sie spielen „Mutter, Vater, Kind“, jagen als Superhelden Schwerverbrecher, sind Sportler, Künstler, Bagger-fahrer, Spitzenköche, Schriftsteller, Lokführer, Adlige, Gärtner. Sie testen und entdecken ihren Körper, Humor, Gefühle, Werte und Beziehungen. Sie versetzen sich in alle möglichen Identitäten, um die zu finden, in der sie sich wohlfühlen, in der sie widerhallen und merken: Ja, das bin ich.
Durch die in unserem westlichen Denken so sehr geschätzte Selbstbestimmung wird bei der riesigen Menge an Möglichkeiten die Wahl mitunter auch zur Qual. Man fragt sich, welche dieser gefühlt unendlich vielen möglichen Identitäten, bin denn nun wirklich ich?
Die Bibel lehrt, dass der Mensch – entgegen dem, was viele glauben – nicht von Grund auf gut ist. Im Gegenteil. Der Schriftsteller C. S. Lewis drückte es so aus: „Im Herzen eines jeden von uns wächst etwas heran, das ganz von selbst unsere Hölle wird, wenn wir nicht zulassen, dass es mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird.“ Die Bibel beschreibt den Menschen als „von frühester Jugend an voller Bosheit“ (1. Mose 8,21). Wenn wir also immer nur unseren Gedanken und Sehnsüchten folgen, führt uns das nicht in gute Bahnen. Wer wirklich alles frei entscheiden darf, braucht daher etwas, an dem er oder sie sich orientieren kann.
Wir Christen finden diese Orientierung in der Bibel. Das Lesen des lebendigen Wortes Gottes korrigiert uns, leitet uns, macht uns weise und zeigt uns immer mehr, wer Gott ist. Es zeigt uns aber auch, dass uns von unserem Schöpfer schon eine Identität gegeben wurde.
Der Theologe Henri Nouwen beobachtete: „Der oder die Geliebte zu sein, ist die zentrale Wahrheit unserer Existenz.“ Wir wurden geschaffen, um von Gott geliebt zu sein. Unsere Identität – egal ob Christ oder Nichtchrist – ist Geliebte. Diese Identität ist ganz unabhängig von unseren Gefühlen – ob wir uns fehl am Platz, übersehen, falsch oder richtig gut fühlen. Diese Identität steht fest.
Der Sündenfall führte zu einem Bruch zwischen der Liebe Gottes und unserer Wahrnehmung. An der Liebe Gottes zu uns hat sich nichts geändert. Wir leben allerdings nicht mehr in dieser uns zugedachten Identität, weil die Beziehung zu Gott zerstört wurde. Es fehlt ein Teil von uns. Doch durch Jesu Tod und Auferstehung schuf Gott einen Weg, der uns ermöglicht, wieder Beziehung zu ihm zu leben und in die Identität, Geliebte, hineinzukommen.
Diese Identität gibt Sicherheit. Wenn ich immer mehr verstehe, was es bedeutet, Geliebte zu sein, mich immer mehr in dieser Identität wiederfinde und darin lebe, stürze ich nicht bei jeder Kritik in Selbstzweifel, ist mein Selbstwert nicht von äußeren Umständen abhängig, kann ich mit Mangel umgehen, weil Gott meine Sehnsüchte erfüllt. Diese Gewissheit, diese Identität schenkt mir Frieden, der auch unsicheren Zeiten trotzt.
Dieser Artikel stammt aus dem Erlebt Magazin zum Thema „Sicherheit in unsicheren Zeiten“ (Ausgabe Nr. 45 – September 2024)
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