Maximale Freiheit
– Der Kreuzweg des Glaubens, der Freiheit und der Heilung von Traumata
Wie echte Freiheit aussieht
Zwei Bibelstellen haben meine Reise zur Heilung von Trauma maßgeblich geformt. Sie führten mich durch Momente tiefgreifender Veränderung zum Erleben wahrer Freiheit.
Meine Reise begann vor zwei Jahrzehnten, als Gott durch Jakobus 5,16 zu mir sprach: „Bekennt einander also eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Denn das Gebet eines Menschen, der nach Gottes Willen lebt, hat große Kraft.“ Dieser Vers löste zunächst Angst und Unbehagen in mir aus. Der Gedanke, anderen meine Sünden zu bekennen, schreckte mich ab, vor allem angesichts der Scham und der Schuldgefühle, die ich durch meine Missbrauchserfahrungen und Traumata hatte. Als ich jedoch – mit einer möglichen Heilung konfrontiert – darüber nachdachte, diesen Schritt aus reinem Gehorsam zu tun, erkannte ich die tiefgreifende Bedeutung dieses Verses für vollständige geistliche Heilung und Wiederherstellung.
Er bildet in Verbindung mit Johannes 8,36 ein ganzheitliches Verständnis der Befreiung in Christus. Dort heißt es: „Wenn euch also der Sohn Gottes befreit, dann seid ihr wirklich frei.“ Das Wort „wirklich“ in Johannes 8,36 ist von großer Bedeutung: Es symbolisiert die vollständige und bedingungslose Freiheit, die von Christus ausgeht. Diese Bibelstelle verweist auf das Konzept der Besitzurkunden in Zeiten der Sklaverei zu biblischen Zeiten. Damals bedeutete frei werden, die eigene Identität und Autonomie wiederzuerlangen. Es gab also niemanden mehr mit Besitzansprüchen an irgendeinen Teil von dir – man war wirklich frei.
Diese beiden aussagekräftigen Passagen liefern den theologischen Schlüssel zum Lösen von Bindungen, die uns davon abhalten, ganz in unserer Bestimmung zu leben. Sie führen dazu, dass wir uns auf die Auswirkungen von Traumata fixieren. So werden wir blind dafür, wie Gott diese Erfahrungen auf kraftvolle Weise für uns persönlich und für andere nutzen kann.
Wie sich Unfreiheit auswirkt
Im Laufe der Jahre engagierte ich mich beispielsweise aufgrund meiner eigenen Missbrauchserfahrung zunehmend gegen die Zwangsprostitution. Mehr als 50 Millionen Menschen sind in der modernen Sklaverei gefangen – die Hälfte davon sind Frauen und Kinder in der Zwangsprostitution. Diese erschütternden Statistiken drängten mich, aktiv zu werden. Ich erlebte die verheerenden Auswirkungen von Ausbeutung und Missbrauch auf Einzelne und Gemeinschaften aus erster Hand. Und ich fühlte mich berufen, mich für ihre Freiheit und Heilung einzusetzen.
Außerdem wurde mir bewusst, wie weit verbreitet der – wie ich ihn nenne – „Geist der Waisen“ weltweit ist. Dieser Geist manifestiert sich in einem tiefen Gefühl der Identitätskrise durch die Trennung des wahren Selbst und seiner göttlichen Bestimmung. Untersuchungen zeigen, dass eines von zwei Kindern verschiedene Formen von Vernachlässigung und Trauma erlebt. Das führt zu einer Abstumpfung der Intuition und des Zugehörigkeitsgefühls.
Das Aufkommen der neuen Technologien hat diese Probleme noch verstärkt und setzt Kinder immer früher und immer jünger schädlichen Einflüssen aus. Die zunehmende Verbreitung von Pornografie und Online-Ausbeutung hat gesellschaftliche Normen verändert. Außerdem hat sie Kinder gegenüber Verhaltensweisen desensibilisiert, die früher als Tabu galten. Infolgedessen werden Kinder ihrer Unschuld beraubt und in eine Welt von Sucht und Scham gezwungen – statistisch gesehen bereits im Alter von 8-9 Jahren.
Wie der Kreislauf durchbrochen werden kann
Ich wuchs in einer dysfunktionalen und von Missbrauch geprägten Familie auf. Daher musste ich darum kämpfen, meine Identität und Stimme inmitten dieses Chaos zu finden. Tragischerweise hat die Normalisierung des Missbrauchs in meiner Familie mein Leiden zum Schweigen gebracht. Und es hat einen Kreislauf aus Scham und Geheimniskrämerei aufrechterhalten. Doch der Herr hat die traditionellen Formen der Heilung durch ein radikales Eingreifen in meine Geschichte hinter sich gelassen. Dadurch hat er mich auf einen beschleunigten Weg der Wiederherstellung gebracht. Und ich erlebte die volle Freiheit – ohne Geheimnisse und Scham.
Eine meiner wichtigsten Erfahrungen war dabei der Besuch einer katholischen Heilungsmesse, bei der ich körperliche und geistliche Wiederherstellung suchte. Durch die unübertroffene Kraft Gottes und die Gebete eines charismatischen Priesters erlebte ich tiefe emotionale und spirituelle Heilung. Diese gipfelte darin, dass lange vergrabene Geheimnisse ans Licht kamen. Die für mich unwahrscheinlichste Verpackung öffnete Türen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie einen Schlüssel brauchten.
Heute erzähle ich meine Geschichte und setze mich für die Heilung und Befreiung all derer ein, die in den Ketten ihrer Vergangenheit gefangen sind. Ich möchte Menschen und Gemeinden mit den nötigen Mitteln und Ressourcen ausstatten, die Ursachen ihrer Zerrissenheit zu bekämpfen. Und dadurch eine neue Ära der Heilung und Wiederherstellung einzuleiten. Gemeinsam können wir den Kreislauf von Scham und Schweigen durchbrechen. Wir geben Menschen die Möglichkeit, ihre Identität zurückzuerlangen und befähigen sie, die nächste Stufe zu erklimmen, und zwar: die vollumfassende Freiheit, die Christus versprochen hat. Wirklich frei, gänzlich ohne Scham und Geheimnisse.
Bei der Untersuchung gesellschaftlicher Auswirkungen von Gebrochenheit und Schweigen wird deutlich, wie teuer der Preis für ein Leben ist, das von Scham, Sucht und dem Verschweigen der Wahrheit beherrscht wird: Es ist ein Leben in ständiger, generationenübergreifender Verschwiegenheit, in Lügen und in Skandalen. In Bezug auf Gemeinden und Kirchen erleben wir immer wieder den Verlust von Führungskräften im geistlichen Dienst. Wir leben nicht nur gebrochen, sondern geben diese Gebrochenheit an andere weiter.
Generationsgeheimnisse und -muster wiederholen sich, bis jemand den Kreislauf des Schweigens durchbricht. Zyklische Traumata werden zur Norm. Auch unsere geistliche Gesellschaft ist an vielen Stellen nicht nachhaltig und droht dort zusammenzubrechen. Doch es gibt Hoffnung: Die einzige Lösung liegt in einer Kirche, die rein und wahrhaftig ist, so wie Christus es beabsichtigt hat. Deshalb ist es höchste Zeit, das Unaussprechliche auszusprechen, um die Strategien des Feindes zu entschärfen. Als ich anfing, Uber vergangene Geheimnisse und Traumata zu sprechen und sie zu bekennen, verloren sie ihre Macht. Die Angst war gebrochen und ich sah, dass dies anderen um mich herum die gleiche Freiheit gab.
Meine Reise zur Heilung von meinen Traumata und zum Erleben wahrer Freiheit war von zwei Dingen geprägt: von persönlicher Verwandlung und einem immer stärkeren Engagement für soziale Gerechtigkeit. Ich habe die tiefgreifende Bedeutung von Jakobus 5,16 und Johannes 8,36 erforscht. Und ich setze mich für einen ganzheitlichen Ansatz zur Heilung ein, der Glaube und soziales Handeln miteinander verbindet. Mögen wir uns mit den Ursachen von Gebrochenheit und Ungerechtigkeit konfrontieren und uns weiterhin um eine Welt bemühen, in der alle Menschen die Freiheit haben, ihre wahre Identität anzunehmen und in der Fülle der Gnade Gottes zu leben.
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Die leidenschaftliche Pionierin und Autorin Elizabeth Good widmet ihr Leben der Aufgabe, Menschen in der Nachfolge Jesu zu helfen. Ursprünglich war sie in der Werbe- und Fernsehbranche aktiv, wurde später aber Gebietspastorin in der Willow Creek Community Church, bis sie eine Organisation gegen die Zwangsprostitution „The Foundation United“, gründete und das Coaching-Programm REAL TALK ins Leben rief, das auf dem Weg zur Heilung und dem Erleben wahrer Freiheit unterstützt.
Dieser Artikel stammt aus dem ERLEBT Magazin zum Thema „Trauma“ (Ausgabe Nr. 47 – März 2025)
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