“Beten ist ein gutes Schmerzmittel!”

Interview mit Philipp Mickenbecker

Mit verrückten Erfindungen wie einer fliegenden Badewanne oder einem selbstgebauten U-Boot begeistern die Zwillingsbrüder Philipp und Johannes Mickenbecker (23) auf ihrem YouTube Kanal “The Real Life Guys” über 1,3 Millionen Fans. Neben ihren abenteuerlichen Aktionen lassen sie die Zuschauer auch an ihrem persönlichen Leben teilhaben. Philipp ist unheilbar krank, er hat Lymphdrüsenkrebs und das bereits zum dritten Mal. Zweimal hat er den Krebs besiegt, doch jetzt machen ihm die Ärzte keine Hoffnung mehr auf Heilung. 

Warum Philipp trotzdem seinen Lebensmut behält und wie der Glaube an Gott ihm hilft, mir der Situation umzugehen, berichtet er im Interview. 

Philipp und sein Zwillingsbruder Johannes Mickenbecker (Quelle: The Real Life Guys)

Philipp, Du hast Dich gegen eine erneute Chemo entschieden. Wie fühlt es sich an, dass Deine Heilung jetzt komplett von Gott abhängig ist?
Ziemlich gut, ehrlich gesagt! Das Gute ist ja, dass die Ärzte bestätigt haben, dass Chemo momentan auch gar keinen Sinn macht und klar ist, dass sie mich nicht heilen wird. Deshalb find ich es auch irgendwie ganz schön, dass ich da jetzt gar nicht so eine krasse Entscheidung treffen muss, sondern, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde. Ich glaub, dass Gott es auch ehrlich gesagt gar nicht nötig hat, mich durch die Chemo zu heilen. Er kann das auch so. Die Chemo hat ja auch so unglaublich viele Nebenwirkungen, dass man zum Beispiel nachher eventuell keine Kinder mehr kriegen kann oder sowas. Und was ich 

erlebt hab, ist, dass die Ärzte einem manchmal mehr zumuten als man tragen kann, aber Gott hat das bisher noch NIE gemacht! Deshalb vertrau ich Gott da voll. Diesmal hab ich auch gesagt, ich nehm kein einziges Schmerzmittel mehr, diesmal vertrau ich auch da 100% auf Gott. Jesus hat gesagt, in Matthäus 8 zum Beispiel, er ist für unsere Krankheit gestorben und er hat auch unsere Schmerzen getragen. Und darauf hab ich mich schon oft berufen und dann sind auch die Schmerzen immer wieder weggegangen. Ich bin überzeugt davon: Wenn Gott will, kann er mich ganz locker gesund machen, das ist überhaupt kein Thema und dafür braucht er auch keine Chemo. Von daher bin ich ganz glücklich mit der Situation. 

Die Schulmedizin sieht dich als austherapiert an. Inwieweit glaubst Du heute, dass Gott Dich heilt und damit wirklich ein krasses Wunder tut?
Ich glaub da schon dran, gerade weil ich ja seh, wie gut es mir momentan geht und was sich kein Arzt erklären kann. Und ich hab es ja sogar schon einmal erlebt, ich hatte damals bei der zweiten Diagnose ja schon mal im Sterben gelegen und da hat Gott mich auch geheilt! Ich mein, irgendwann werden wir alle sterben, der eine früher, der andere später. in diesem Moment erleb ich das quasi schon als Heilung, dass ich überhaupt die ganzen Schmerzen los bin. Das allein ist für mich schon ein krasses Wunder. 

Was ist, wenn Gott Dich nicht heilt, wenn Du nicht gesund wirst?
Das wäre eigentlich fast noch besser, weil dann kann ich schon im Himmel chillen. Für mich wär’s jetzt glaub ich keine große Sache. Ich fänd’s halt traurig meine Familie und Freunde zurückzulassen, aber gerade da ich echt so krasse Erfahrungen mit Gott gemacht habe und ganz genau weiss, dass es hier auf der Erde im Vergleich zum Himmel ein unschöner, unperfekter Ort ist -egal was für ein schönes Leben wir hier auch haben- glaub ich auf jeden Fall, dass es in der Ewigkeit schöner ist. Und was mir hilft: ich bin einfach ganz sicher, dass ich weiss, wo ich hingeh. Ich denke, dass Gott hier noch einen Plan für mich hat und ich hab auch Lust noch viel auf der Erde zu machen und viel zu erleben, und ich hab noch viele Träume und Abenteuer, die ich gern hier umsetzen würde, aber wenn es nicht so sein soll, wäre das für mich auch kein Problem. 

Hast Du Angst vor dem Sterben?
Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich glaube nicht, dass Gott mir da unnötig Schmerzen zufügen würde. Klar, manchmal hab ich auch Schmerzen in der Nacht, manchmal kann ich vielleicht auch nicht so gut schlafen, aber da hab ich auch immer gemerkt, dass Beten wirklich ein gutes Schmerzmittel ist. Das hat bei mir immer gut funktioniert. Selbst wenn Gott nicht vorhat, dass ich noch länger hier auf der Erde bin, dann bin ich sicher, wird er sich da auch um ein gutes Ende für mich kümmern.

Du hast mal gesagt: „Gott nimmt Schweres nicht weg, sondern hilft uns durch.“ Wie erlebst Du diese Hilfe von Gott konkret?
Gute Frage! Also ich kann ganz konkret ein Beispiel erzählen, wo ich halt starke Schmerzen hatte, da sind manchmal nicht direkt die ganzen Schmerzen weggegangen, aber ich hab mich dann so krass getragen gefühlt. Ich hab richtig gespürt, wie jemand bei mir ist, was ich jetzt gar nicht so rational erklären kann. Da hab ich einfach so krass die Gegenwart Gottes gespürt. Diese unglaublich bedingungslose Liebe, die mir jede Form von Angst weggenommen hat. Das hab ich sehr oft erlebt. Dann konnte ich auch mit den Schmerzen umgehen. Außerdem versuche ich im Schmerz und im Leid immer auch zu sehen, nicht, warum lässt Gott das zu? Sondern, WOZU lässt Gott das zu. Denn, den Bibelvers kennen wir ja alle: “Denn denen, die Gott lieben, werden alle Dinge zum Besten dienen.” Wenn das wirklich so ist -und daran glaub ich auch ganz fest-, dann muss da auch ein tieferer Sinn dahinter stecken und dann hat Gott auch mit jeder schwierigen Situation auch was vor. Manchmal sieht man das erst rückblickend. Gerade als ich mein Buch geschrieben hab, hab ich das immer wieder festgestellt, im Rückspiegel macht vieles so krass Sinn, auch wenn es in dem Moment für mich keinen Sinn gemacht hat. Und ich glaube auch, dass es bei dem Thema Leid viel mit der Einstellung zusammenhängt. Also, dass körperliches Leid recht gut ertragen werden kann, wenn man eine andere Perspektive hat. Das kann man vielleicht vergleichen wie bei einer Geburt: Wenn eine Frau während der Geburt unglaublich starke Schmerzen hat, beschwert sie sich auch nicht darüber, dass ihr das Kind gerade Schmerzen bereitet, sondern sie sieht ja einen höheren Sinn darin. Gott lässt es in dem Fall auch irgendwie zu. Wir sind hier in einer gefallen Welt, wir sind nicht im Himmel, deswegen gibt es Schmerzen, deshalb gibt es Leid, aber ich glaub, dass unsere Perspektive unglaublich viel ausmacht und verändert. Und dann noch zusammen mit Gottes Gegenwart glaub ich, dass man jedes Leid relativ gut durchstehen kann. 

Warum glaubst Du erleben manche Menschen Heilung und andere nicht?
Das ist eine gute Frage. Ich würde zum Beispiel niemals sagen: Leute, macht keine Chemo. Ich würde immer sagen: Fragt Gott, ob ihr ne Chemo machen sollt. Es ist immer richtig, Gott zuerst zu fragen, soll ich das jetzt machen oder nicht. Und wenn Gott nein sagt, dann muss man auch Vertrauen haben, auch wenn es mal durchs Tal geht oder wenn’s wie bei mir jetzt gerade eher nicht so aussieht, als würde irgendwas passieren. Dann sollte man sich trotzdem daran festhalten und sagen: “Gott, du hast mir das so aufs Herz gelegt, du hast mir den Weg so gezeigt”, dann glaub ich, erlebt man eher Heilung als wenn man eigentlich gar nicht wirklich auf Gott vertraut. Das kenn ich halt auch, dass ich gar nicht auf Gott vertraut hab, sondern auf die Ärzte, und ich dann keinen Segen erlebt habe. Aber wenn ich es dann anders gemacht hab, ich dann großen Segen erlebt hab. Daher würde ich jeden ermutigen: Geh zuerst zu Gott. Bevor man zum Arzt geht, geh zuerst zu Gott. Frag ihn, ob die Therapie das Richtige für dich ist. Das kann auch sein, dass es für den einen genau das Richtige ist und für den andern nicht. Das weiss eben auch nur Gott. Ich glaub, dass jeder persönlich Jesus fragen kann und er wird dann auch seine Antwort kriegen.   

Was rätst Du anderen, die sich Heilung wünschen?
Ich glaube, dass wir Menschen oft ein viel zu beschränktes Blickfeld haben und oft gar nicht daran glauben, wie groß unser Gott eigentlich ist. Ich hab das in letzter Zeit so oft erlebt, auch bei Heilungen von Freunden, bei Leuten, für die ich gebetet hab, wo ich einfach durch die Erfahrung weiss, dass Gott DEFINITIV heilen kann. Gott hat die Macht. Und das ist für mich das Entscheidende, darauf zu vertrauen. Man kann Gott auch bitten, dass er einem den Glauben stärkt, denn das tut Gott einfach auch mega gerne. Man sollte nicht den Druck haben, ich muss jetzt von mir aus, aus meiner Kraft glauben. Am Ende macht das immer Gott. Er möchte uns auch den Druck wegnehmen. Manche Christen denken: Ich glaube einfach nicht stark genug, ich kann das gar nicht glauben. Wir sollten das ganz entspannt angehen. Wir sollten Gott einfach bitten, dass er uns zeigt, was für ein großer Gott er ist. Wenn wir Gott ehrlich fragen, bekommen wir viele Antworten. Ich hab Gott auch gefragt: Ey Gott, soll ich jetzt meine Beerdigung vorbereiten oder soll ich die ganzen Interviewtermine zusagen? Und wenn ich die wirklich zusagen soll, dann gib mir ein Zeichen oder sprich zu mir, bestätige das nochmal oder lass mir das durch dein Wort nochmal klar werden. Schick mir eine Ermutigung oder schick mir jemanden, der genau das Gleiche erlebt hat und nur von dir geheilt wurde… Ich hab da immer meine Bestätigung bekommen: Gott lässt sich darauf ein, wenn wir mit einem ehrlichen Herzen zu ihm kommen und ihn fragen. Dadurch ist mein Glaube definitiv auch gewachsen. 

Gibt es eine Bibelstelle, die Dich begleitet oder Dir in dieser Zeit besonders wichtig geworden ist?
Ja! Jesaja 40,31: “Aber alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen, sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft.” Ich hab mir sogar einen Adler riesengroß in meinem Zimmer an die Wand gemalt! Für mich ist das ein richtig genialer Bibelvers. Der wird auch so übersetzt: “Alle, die auf den Herrn HARREN” oder: “alle, die auf den Herrn WARTEN, kriegen neue Kraft”. Und das hab ich ganz real erlebt: Wenn man seine ganze Hoffnung auf den Herrn setzt, gibt das einem unglaublich neue Energie und neue Kraft. Und auch das Warten ist dann nicht mehr so wie: “Gott, du hast mich heute noch nicht geheilt, warum?!” Sondern man kann dann geduldiger warten. Wenn es heute noch nicht dran ist, dass Gott mich heilt und ich damit leben soll, dann ist das ok. Gott gibt mir oft so eine Kraft und so eine Freude, da merke ich, wie übernatürlich das ist – und wie heilsam das ist. Das hat Eckart von Hirschhausen auch mal gesagt: Glaube, Hoffnung und Liebe sind so vergessene Heilmittel. Die helfen manchmal mehr als die Medizin.

Vielen Dank für das Interview!

 

Seine Geschichte erzählt Philipp auch in seinem Buch: Meine Real Life Story und die Sache mit Gott

Erschienen im adeo Verlag.

 

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