Die Brille Gottes

von Andreas Waldmann

Wären Sie gern ein weiser Mensch? Also ich schon! Aber was zeichnet einen weisen Menschen aus? Die für mich zentrale Aussage zum Thema Weisheit findet sich in Sprüche 9,10. Dort steht: Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist der Anfang der Weisheit. Gott, den Heiligen, zu erkennen führt zur Einsicht.“

Hier wird der „Ehrfurcht vor dem Herrn“, also der Gottesfurcht, eine zentrale Bedeutung beigemessen, wenn es um den Erwerb von Weisheit geht. Es geht also tatsächlich um mehr als um die sinnvolle Verarbeitung von eigenen Erlebnissen, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben. Um weise zu werden brauchen wir vielmehr einen gesunden Gottesbezug. Wir können die Welt und unser Leben nur dann richtig „lesen“ und interpretieren, wenn wir sie mit Gottes „Brille“ sehen. Er gibt uns mit seiner Sicht und Werten den Schlüssel, den wir zur Einordnung brauchen.

Mit anderen Worten, meine Beziehung zu Gott fungiert im Blick auf mein Dasein tatsächlich wie eine Brille, weil ich die Dinge klarer sehen kann. Dinge, die vorher verschwommen waren werden wieder mit klaren Umrissen erkennbar. Anderes, das ich vorher überhaupt nicht wahrgenommen habe, rückt plötzlich ins Sichtfeld – Schlechtes wie Gutes. Das beeinflusst meine Entscheidungen und verändert meine Lebensführung, denn nur wenn ich Dinge sehe kann ich sie entweder ausräumen oder mich dankbar daran freuen. Mit Gottesfurcht sehe ich mein Leben aus Gottes Perspektive und in einem anderen – nämlich seinem – Licht.

Das Bild mit der Brille hat allerdings einen Haken. Es klingt zu sehr danach, dass man sich Weisheit wie einen Besitz erwirbt und wenn man das endlich geschafft hat, man dann halt „Weisheit hat“. Wenn es dann erforderlich ist, zieht man die Weisheit wie eine Lesebrille aus der Tasche, um die Situation „lesen“ und verstehen zu können. Aber so ist das nicht. Gottesfurcht, aufgrund derer wir ja weise werden, ist kein punktueller Zustand, sondern eine Haltung des Herzens. Gottesfurcht zeigt uns unsere andauernde Abhängigkeit von Gott. Und nur wenn ich in dieser Beziehung und im Dialog mit Gott bleibe, kann er mich mit seinen Augen leiten – mir den Blick aufs Leben schärfen und mir seinen übernatürlichen Frieden schenken (Phil. 4,7).

Natürlich färbt seine Sichtweise immer mehr auf mich ab, je länger und tiefer ich mich auf ihn einlasse (Röm 12,2). Und so können wir erwarten, dass er unser Leben über die Zeit auch prägt. Und selbst wenn wir punktuell besondere Fragen haben ist er ansprechbar und setzt uns eine besondere Brille auf, indem er besondere Weisheit schenkt (Jak. 1,5). Wenn es Ihnen wichtig ist, weise zu handeln, dann fangen Sie an, ein Leben an der Hand Gottes zu führen. Und wenn Sie es schon tun, schützen und pflegen Sie diese Beziehung, denn aus ihr entspringt das Leben.

 


Dieser Beitrag stammt aus unserem ERLEBT Magazin zum Thema „Weisheit“.
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