Das Trauma des 7. Oktobers
Ein Besuch bei der Israel Trauma Coalition
Omer Egozi ist der stellvertretende Leiter der Israel Trauma Coalition (ITC) in Jerusalem. Die ITC ist der Träger der nationalen Traumabehandlung und Notfallvorsorge in Israel und auch international im Einsatz. Die CBN-Mitarbeiterin Julia Brinkmann war im Juni 2024 in Israel und wollte wissen, wie die Traumaarbeit im Angesicht des 7. Oktobers aussieht.
Ich freue mich sehr, mit Ihnen zu sprechen. Acht Monate nach dem Massaker – was hat sich in den Seelen der israelischen Bevölkerung verändert?
Ich denke, dass wir alle in unterschiedlichem Maß ein Trauma aufgrund des 7. Oktobers erlebt haben. Wir sind 10 Millionen Menschen in diesem Land. Es ist ein kleines Land. Jeder kennt jeden. Nicht direkt, aber über andere. Der Nachbar meiner Eltern wurde am 7. Oktober bei der Nova-Party im Süden ermordet. Ich habe eine Nachbarin, die Soldatin ist und sie wurde entführt. Jetzt ist sie in Gaza. Ich bin ein ganz normaler Mensch und ich kenne bereits zwei Menschen, die von diesem Trauma schwer betroffen sind.
Die Verarbeitung des Traumas wird Israel lange beschäftigen. Sie sind mit CBN diesbezüglich eine Kooperation eingegangen. Wie sieht diese aus?
Was am 7. Oktober geschah – darauf waren wir nicht vorbereitet. Wissen Sie, wir versuchen immer, auf die nächste Krise vorbereitet zu sein, aber niemand hat an so etwas gedacht. Nach dem 7. Oktober erhielt ich von CBN einen Anruf mit der Frage: Was braucht ihr? Seitdem unterstützt CBN unsere Arbeit mit den Evakuierten. Viele Bewohner der grenznahen Orte wurden in mehr als 200 Hotels evakuiert.
Auch intensive Schulungen für neue Therapeuten wurden unterstützt. Seit dem 7. Oktober haben wir die Zahl der Therapeuten von 240 auf aktuell 4200 erhöht.
CBN hat uns geholfen, einige Einrichtungen und Therapieräume zu erwerben. Außerdem ist es uns heute möglich, Therapien für Kinder anzubieten, mit denen man noch keine Gesprächstherapie durchführen kann. Ein besonderes Instrument hierfür ist der Einsatz von Tieren.
Wie lange dauert es, ein Trauma zu verarbeiten?
Das ist ein sehr individueller Prozess. Manche Menschen können innerhalb von ein paar Stunden wieder die Kontrolle über ihr Leben übernehmen. Manche brauchen mehrere Tage oder Monate. Andere Menschen schaffen es nicht allein. Sie brauchen Hilfe von außen, oftmals eine Therapie. Die Arbeit, die wir auch mit Hilfe von CBN leisten, schafft es, die sonst 20%, die erwartungsgemäß eine vollständige Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, auf 3 % zu reduzieren. Die Menschen können wieder arbeiten gehen und werden keine Last für die Gesellschaft.
Wie können wir und die Partner von CBN Sie unterstützen?
Zunächst einmal ist die Tatsache, dass Sie hier sind und Ihre Unterstützung zum Ausdruck bringen wollen, meiner Meinung nach das Wichtigste. Wir haben eine enge Beziehung zu CBN und sind sehr dankbar, dass sie mit uns die verschiedenen Herausforderungen annehmen und versuchen, in vielerlei Hinsicht zu helfen.
Vielen Dank, dass Sie und Ihr Team diese Arbeit machen.
Bitte beten Sie für die Arbeit der Israel Trauma Coalition und CBN Israel und für die Mitarbeiter vor Ort. Und, wenn Sie können, unterstützen Sie sie durch Ihre Spende.
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