Der unvernünftige Gott
und was er uns über Mutterliebe lehrt
Es gibt Dinge, die nur ich tun kann. Vieles muss ich tun, noch mehr könnte ich tun. Aber es gibt eines, da bin ich unersetzbar: Als Mama meine Kinder zu lieben. Ich bin die einzige Mama, die sie haben.
Ich lade dich ein, dich inspirieren zu lassen, um zu tun, was nur du tun kannst: Deine Kinder als Mama zu lieben. Bist du bereit? Dann lass uns von dem lernen, der sich selbst als „Die Liebe“ bezeichnet, von Gott selbst. Ich behaupte: Gottes Liebe ist unvernünftig. Warum?
Weil er uns will
Gottes Liebe zu uns Menschen zeigt sich in der Bibel in seinem Umgang mit den Israeliten. Gott erwählt sie als sein Volk. Dadurch sollen alle Völker der Welt erkennen, dass es einen Gott gibt, dem kein anderer gleicht. Warum entscheidet Gott sich gerade für ein Volk, das klein, unbedeutend, schwach und in Ägypten versklavt ist? Dafür gibt es nur einen Grund: Unvernünftige Liebe. Gottes Liebe ist Vorbild für uns Mütter. Können wir zu jedem unserer Kinder von ganzem Herzen sagen: Ich will dich! Ich habe mich für dich entschieden?
Hier ist schon die erste Herausforderung: Habe ein Ja zu deinem Kind! Das ist leichter gesagt als getan. Vielleicht kommt das Kind ungelegen. Die Schwangerschaft ist eine Überraschung. Eigentlich hattest du ganz andere Pläne. Vielleicht stellt dich dein Partner vor eine schreckliche Wahl oder dein Kind kommt mit einer Beeinträchtigung zur Welt. Vielleicht hast du dir Schwangerschaft und Geburt anders vorgestellt und brauchst Zeit, um ein Ja zu deinem Kind zu finden. Du bist nicht die Einzige, der es so geht.
Manchmal ist Freude und Mutterliebe vom ersten Moment der Schwangerschaft an da und manchmal stellt sie sich erst später ein. Wir machen unseren Kindern ein großes Geschenk, wenn wir sagen: Ich will dich. Genauso wie du bist. Es mag unvernünftig sein, aber ich liebe dich.
Diese Liebe lässt dem Kind Raum, sich zu entfalten. Natürlich haben wir Träume für unsere Kinder, aber oft sind es unsere Träume und nicht ihre. Wir wollen das Beste für das Kind und wünschten (geben wir es zu!), es wäre ein klein wenig mehr wie wir. Aber unser Kind ist eine eigenständige Persönlichkeit.
Manchmal verunsichert uns dies oder wir befürchten, dass unser Kind dadurch Schwierigkeiten bekommt. Warum mag es keine Bücher? Wie soll es später in der Schule zurechtkommen, wenn es nur Fußball im Kopf hat? Berechtigte Frage! Aber wie gut, wenn eines nie in Frage gestellt wird: Du bist mein Kind. Ich will dich so, wie du bist.
Weil er sich um uns kümmert
Gott erwählt die Israeliten nicht nur, sondern er kümmert sich um sie. Er will, dass es ihnen gut geht und sie eine hoffnungsvolle Zukunft haben. Gott führt sie aus der Sklaverei in die Freiheit. Er gibt ihnen eine Identität als Volk und Lebensregeln, die ein friedliches Miteinander ermöglichen. Er verspricht ihnen ein eigenes Land und ermutigt sie, auf ihn zu vertrauen.
Unsere Liebe zu unseren Kindern zeigt sich genauso: Wir kümmern uns um sie, indem wir sie ernähren, beschützen, tragen, gesund pflegen und (ganz wichtig!) ihnen helfen, zu schlafen. Wir ermutigen sie, wenn die Schule keinen Spaß macht und sprechen ihnen immer wieder zu: Du schaffst das.
Die ermutigenden Worte einer Mutter sind durch nichts zu ersetzen. Und sie kommen an, auch wenn es nicht danach aussieht. Manchmal erscheinen andere Stimmen viel lauter. Lügen, die von Werbung, Medien oder Gleichaltrigen eingeredet werden. Worte, die in Sekunden unbedacht ausgesprochen sind, müssen über Jahre schmerzlich verarbeitet werden. Es gibt so viele schlechte und gehässige Worte. Umso wichtiger ist es, als Mutter eine laute und beständige Stimme der Ermutigung zu sein.
Besonders frustrierend finde ich es, wenn meine Kinder negative Worte und Lügen über sich selbst aussprechen. Ich erinnere mich, wie eines unserer Mädchen verzweifelt am Klavier saß und aufgeben wollte: „Ich schaff das nie. Ich kann das nicht!“ Ich fühlte mich hilflos und ärgerlich. Ich sah so viel mehr in ihr als sie selbst. Ich sah, was sie schon gelernt hatte, sie sah, was sie noch nicht konnte. Ich war da, um ihr zu helfen, aber sie ließ es nicht zu.
Geht es Gott mit mir genauso? Er macht mir Mut, aber ich rede mich schlecht. Er spricht Perspektive in mein Leben, aber ich sehe auf das Negative. Ich bin Gott so dankbar, dass er nicht aufhört, uns zu ermutigen. Durch die Bibel tröstet er uns, er zeigt neue Perspektiven, bietet seine Hilfe an und spricht uns stark. Lassen wir uns von Gott ermutigen, damit wir unsere Kinder ermutigen können. Ich bin überzeugt: die Worte einer liebenden Mutter bleiben langfristig nicht ohne Wirkung. Du bist und bleibst eine der wichtigsten Stimmen im Leben deiner Kinder – egal, wie alt sie sind.
Weil er uns treu ist
Wenn ich die Geschichte des Volkes Israel lese, ist Gottes Treue unverkennbar. Geht es dem Volk Israel schlecht, rufen sie zu Gott, woraufhin er sie aus der Hand ihrer Feinde rettet. Bald darauf werden sie undankbar und ungehorsam. Das führt sie wieder ins Chaos. Sie rufen zu Gott, er errettet sie, aber es dauert nicht lange, bis sie wieder auf sich selbst oder andere Götter vertrauen. Es ist ein ständiger Kreislauf.
Es scheint fast so, als könne Gott nicht anders, als immer wieder zu vergeben. Das ist unvernünftige Liebe. Wir können nichts tun, damit Gott uns mehr liebt und wir können nichts tun, damit er uns weniger liebt.
Und wir? Wie oft werden wir vergeben? Wie werden wir reagieren, wenn unsere Liebe auf die Probe gestellt wird? Lieben wir unsere Kinder unabhängig von ihrem Benehmen? Oft zeigen sich Kinder außer Haus, wenn nicht von der besten, dann doch zumindest von der guten Seite. Kaum zu Hause, lassen sie Frust und Ärger raus. Es ist, als würden sie uns testen wollen: Magst du mich auch, wenn ich mich danebenbenehme?
Wenn eines unserer Kinder besonders stachelig war, habe ich mich abends bewusst an sein Bett gesetzt und die wichtigsten Worte gesagt, die ein Kind hören kann: „Ich liebe dich.“ Ich gebe zu, manchmal war es eine Überwindung. Nicht immer habe ich mich danach gefühlt, aber dennoch sollten sie es hören: Meine Liebe zu dir ist bedingungslos. Lasst uns nie aufhören, einen Weg zum Herzen unserer Kinder zu finden.
Was für ein Geschenk, wenn ein Kind sich der Liebe seiner Mama sicher sein darf. Egal, was du tust, ich werde dich immer lieben. Egal, wie alt du bist, ich bleibe deine Mama. Unsere Liebe ist unvernünftig und beständig.
Ja, ich weiß aus eigener Erfahrung: Es ist viel leichter mein Kind zu lieben, wenn es morgens mit einem fröhlichen Gesicht aufsteht, sein Zimmer aufräumt, die Schularbeiten gerne macht und sich für das Essen bedankt. Aber unsere Kinder brauchen unsere Liebe gerade dann, wenn sie mit langem Gesicht am Frühstückstisch sitzen, auf Schule gar keine Lust haben und über das Essen meckern. Es zeigt doch nur, dass sie gerade viel durchmachen. Über eine Sache sollten sie sich in dieser Zeit keine Gedanken machen müssen: Ob Mama sie noch liebhat.
Ich unterschreibe Karten für meine Kinder mit: Für immer deine Mama. Genau das möchte ich sein. Eine Mama, die sie treu und bedingungslos liebt. Diese Aufgabe kann mir niemand abnehmen. Für deine Kinder bist du diese Mama. Gott hat dich auserwählt und er schenkt dir die Kraft, deine Kinder zu lieben. Dabei darf Gottes Liebe für uns ein Vorbild sein. Lasst uns unsere Kinder lieben, indem wir ein Ja zu ihnen haben, uns um sie kümmern und treu zu ihnen stehen.
* * *
Die Pastorin Heidi Wolff gehört zum Leitungsteam der Elim Kirche Hamburg, wo sie sich mit ihrem Ehemann Matthias seit über 30 Jahren investiert. Ihre gemeinsame Leidenschaft ist es, Gemeinde zu bauen und zu sehen, wie Menschen Gott begegnen.
Dieser Artikel stammt aus dem ERLEBT Magazin zum Thema „Mutterliebe“ (Ausgabe Nr. 46 – Dezember 2024)
Bestellen Sie sich hier ein kostenloses Exemplar nach Hause!