Trotz Krisen fest im Glauben
Sicherheit in unsicheren Zeiten
Von Andreas Pantli mit Silja Fröhling
Der Himmel zieht sich bedrohlich zu, die ersten dicken Tropfen prasseln auf die Oberfläche des Sees. In der Ferne Donnergrollen, das immer näher kommt, Windböen lassen den Mast des Bootes erzittern. Die Wellen werden höher, schwappen ins Boot, bis es fast ganz voll Wasser gelaufen ist.
Es könnte auch der Hamburger Wetterbericht sein, aber die meisten Bibelkenner wissen nach diesen Zeilen wahrscheinlich, um welche Geschichte es sich handelt. Als Jesus mit seinen Jüngern nachts auf dem See unterwegs ist, zieht ein Sturm auf. Jesus liegt hinten im Boot und schläft. Im Markusevangelium steht sogar, dass sein Kopf auf einem Kissen ruht (Markus 4,38). Die Jünger versuchen aus eigener Kraft, die Situation in den Griff zu bekommen und als sie merken, dass sie es alleine nicht schaffen, wecken sie verzweifelt Jesus auf.
Auch wenn wir im Alltag selten während eines Sturms auf offener See unterwegs sind, kennen wir doch alle Situationen in unserem Leben, in denen wir uns ähnlich hilflos fühlen wie die Jünger, während aus dem Nichts ein Sturm aufzieht und ihr Boot zu kentern droht.
In der Unsicherheit zeigt sich, was oder wer wirklich unser Gott ist
Frühjahr 2020. Die WHO ruft den internationalen Gesundheitsnotstand aus. Schulen und Kitas werden von heute auf morgen geschlossen, Masken, Ausgangsund Kontaktbeschränkungen, Angst und Wut halten sich die Waage. Die Coronakrise hat uns fast über Nacht erwischt und auch ein aktueller Blick in die Nachrichten zeigt, dass es immer unruhiger wird. Kriege kommen näher, Länder sind politisch gespalten. In solchen unsicheren Zeiten zeigt sich, wer oder was wirklich unser Gott ist und worauf wir vertrauen. Ein sicherer Job? Eine durchgeplante Zukunft? Finanzielle Sicherheit? Unsere eigenen Fähigkeiten?
In Krisensituationen trainieren wir unsere Abhängigkeit von Gott
Als die Jünger Jesus aufwecken, fragt er sie: „Warum seid ihr so ängstlich? Habt ihr immer noch keinen Glauben?“ (Markus 4,40). Jesus hat selbst während des starken Sturms ruhig geschlafen, weil er zutiefst davon überzeugt war, dass Gott da ist. Wie oft geht es uns ähnlich? Wie oft haben wir Angst und machen uns Sorgen, obwohl wir doch eigentlich wissen, dass Gott uns versorgt. Und wie oft versuchen wir es aus eigener Kraft und gehen erst zu Jesus, wenn wir merken, dass wir es alleine nicht schaffen. Paulus schreibt im Korintherbrief: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in der Schwachheit zur vollen Auswirkung.“ (2. Korinther 12,9). Wenn wir lernen, unsere eigene Schwäche zu erkennen, dann kann Gott seine ganze Stärke entfalten.
In unsicheren Zeiten wird unser Glaube geprüft und bereinigt
Jesus fragt die Jünger, ob sie noch immer keinen Glauben haben, weil sie sich von ihrer Angst und nicht von ihrem Glauben leiten lassen. In Krisen wird unser Glaube geprüft und bereinigt.
Als Jesus dem Wasser befiehlt, still zu sein und den Wind bedroht, kehrt augenblicklich Ruhe ein und die Jünger sagen voller Furcht zueinander: „Wer ist dieser Mann, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen?“ (Markus 4,41) In Vers 41 wird das Wort Furcht verwendet. Diese Gottesfurcht hat nichts mit der Angst zu tun, die sie noch Sekunden vorher verspürten, sondern mit einer heiligen Ehrfurcht vor Gott. Diese Gottesfurcht kommt in unserer aktuellen Gesellschaft und auch bei uns Christen immer mehr abhanden. Wir brauchen wieder ein Bewusstsein für den Unterschied zwischen uns Menschen und unserem allmächtigen, allwissenden und liebenden Vater. Unsicherheit und Krisen geben uns die Chance, diesen Größenunterschied neu zu begreifen.
Ich habe selbst in den letzten Jahren einige Krisen und Stürme erlebt. Als meine Frau Tina, meine beiden Kinder und ich von Gott den Auftrag bekommen haben, nach Hamburg zu gehen und dort eine Kirche aufzubauen, waren da viele Fragen und Ängste. Werden sich überhaupt Leute unserem Abenteuer anschließen? Wird die finanzielle Unterstützung reichen? Was ist, wenn die Stuhlreihen leer bleiben? Vorher war ich 17 Jahre lang fest angestellt im ICF Zürich und dann den Schritt zu machen, 1.000 km weit weg zu ziehen und eine große, funktionierende Kirche zu verlassen, war nicht einfach.
Wir hatten dann zwei unglaublich ermutigende Jahre und Ende 2019 wurden unsere Gebete erhört und wir konnten endlich einen Dreijahresvertrag für eine Location unterschreiben. Ich weiß noch, wie ich zu meiner Frau Tina sagte: „Ich glaube, wir haben die Startphase hinter uns und können jetzt etwas ruhiger weitermachen.“
Nur kurz darauf kam der erste Lockdown. Plötzlich war alles wieder auf Anfang. Was passiert jetzt mit unserer Kirche? Wie sollte es mit den Kleingruppen und Hauskreisen weitergehen? Wie sollten wir eine Kirche leiten, die wir nicht treffen können?
In dieser Zeit habe ich ein Bild bekommen: Ich sah uns auf einem Boot durch einen starken Sturm segeln und wusste, dass der Sturm das Potenzial hat, unser Schiff vom Kurs abzubringen und geradewegs in Felsen zu steuern. Doch dann sah ich plötzlich, wie wir alle mit angepackt haben und uns mit allen verfügbaren Kräften ins Segel hängten. Ich spürte, wie Gott zu mir sprach: „Wenn du bereit bist, all in zu gehen und dich in dieser Phase nicht passiv zurückzulehnen, dann kann dieser Sturm zu einer Chance werden.“
In unsicheren Zeiten verändert sich unsere Perspektive auf Gegenwart und Ewigkeit
In Krisensituationen richten wir unseren Blick oft neu auf die Ewigkeit und das Reich Gottes aus. Wir brauchen uns keine Sorgen machen, wenn wir Gottes Reich an erste Stelle setzen. Gott verspricht, wenn wir ihn priorisieren, dann wird er uns Gelingen schenken. In Römer 8,18 steht: „Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ So ein Perspektivwechsel hilft uns, die aktuellen Schwierigkeiten in einem größeren Zusammenhang zu sehen und unseren Glauben zu stärken.
Wir durften außerdem erfahren, wie Gott all das vorbereitet hat. Aus einem Impuls heraus hatten wir eine Woche zuvor eine Kamera und einen Gottesdienst-Livestream getestet, obwohl es für unsere damalige Kirchengröße eigentlich völlig überfl üssig war. Am Freitag wurde dann der Lockdown verkündet und am Sonntag, nur sieben Tage später, stand ich mit ein paar Helfern in einem leeren Gottesdienstraum und begrüßte die Leute in ihren Wohnzimmern zu unserem ersten Livestream. Gott wusste genau, was wir brauchten und versorgte uns damit.
Als wir einige Zeit später wieder die ersten Präsenzgottesdienste machen konnten, kamen mehr Leute als jemals zuvor. Der Livestream führte dazu, dass viele Menschen überhaupt von unserer Kirche erfahren haben. Schon bald mussten wir auf zwei Gottesdienste pro Sonntag erweitern und aktuell planen wir sogar die Einführung eines dritten. Bis heute taufen wir Menschen und integrieren sie in unsere Kleingruppen, die über den Livestream auf uns stoßen und so Gott kennenlernen können.
Jesus verspricht nicht, dass es keine Stürme in unserem Leben geben wird. Aber er ist mit uns im selben Boot und bringt uns sicher ans Ufer, wenn wir ihm die Führung überlassen und darauf vertrauen, dass er so viel mächtiger ist als alle Krisen oder Unsicherheiten, die wir erleben. Wenn wir Gott vertrauen, dann können aus Krisen auch Chancen werden.
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Im Jahr 2017 gründeten Andreas Pantli und seine Frau Tina ein ICF im Herzen von Hamburg. Die Gottesdienste des ICF Hamburg werden mittlerweile wöchentlich von 400-500 Personen besucht und die Predigten auf YouTube erreichen jede Woche rund 1.000 Haushalte.
Davor war Andreas Head of Productions & Celebrations im ICF Zürich. Dort arbeitete er 19 Jahre lang Hand in Hand mit Künstlern, Worship-Leitern, Technikern und Pastoren, um relevante und exzellente Gottesdienste, Veranstaltungen und Konferenzen aufzubauen. Andreas und Tina sind Eltern von den beiden Teenagern Shira und Milo, sowie stolze Hundebesitzer von Labrador Leroy.
© Foto Andreas Pantli: ICF
Dieser Artikel stammt aus dem Erlebt Magazin zum Thema „Sicherheit in unsicheren Zeiten“ (Ausgabe Nr. 45 – September 2024)
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