Sieben Wochen in einem Land im Krieg

 

Rebecca Ulbrich über die Führung und den Schutz Gottes

Waren Sie schon einmal in einem Kriegsgebiet? Vermutlich beantworten die wenigsten Leser dieses Heftes diese Frage mit „Ja“. Und möglicherweise würden noch weniger bewusst in eines reisen. Doch CBN-Mitarbeiterin Rebecca Ulbrich hat sich genau dazu entschieden. Sieben Wochen verbrachte sie in Israel. Vor allem diente sie in dieser Zeit in Jerusalem im Gebetshaus „Succat Hallel“ (deutsch: „Zelt des Lobes“). Rebecca hat uns erzählt, wie sie die Situation dort erlebt hat und was ihr Sicherheit gab.

 

Wie entstand der Wunsch, das Gebetshaus in Jerusalem zu unterstützen?

Letztes Jahr im September haben wir zu viert, als Mitarbeiter von CBN, eine private Reise nach Israel gemacht. Dort haben wir unter anderem auch das Gebetshaus in Jerusalem besucht – das war eine Woche vor Kriegsbeginn.

Die ganze Reise war für uns ein großer Segen und hat langfristig gravierende Spuren in unserem Verständnis über die geistliche Bedeutung von Israel hinterlassen. Während des Besuches in dem Gebetshaus wurde in mir der Wunsch geweckt, hier eine längere Zeit im Gebet zu verbringen und dem Land und den Menschen darin zu dienen. Dass es so schnell, bereits ein halbes Jahr später und dann in einer Kriegssituation sein würde, war mir zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht bewusst.

Nach unserer Reise hat Gott dann sehr klar zu mir gesprochen und mich persönlich nach Israel eingeladen; und zwar konkret: „für eine Zeit wie diese“. Gleichzeitig hat er alle Türen weit aufgemacht, mich und die Reise vorbereitet…

 

Wie war für dich der Gedanke in ein Land zu gehen, das im Krieg steht?

Eigentlich hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass es in dieser Zeit so einfach möglich ist, nach Israel zu reisen und dort als Volunteerin zu dienen. Als ich dann dort die Zusage bekam, war ich überrascht und gleichzeitig aufgeregt. Viele Christen in meiner Umgebung haben mich dann dazu ermutigt und fanden die Idee total gut (nicht wie ich teilweise erwartet hatte – völlig abwegig oder gar verrückt).  Die meistens fanden es sehr sinnvoll, in einer Zeit wie dieser, Israel zu unterstützen und ein klares Zeichen zu setzen, dass wir als deutsche Christen an der Seite Israels stehen.

Nicht-christliche Freunde haben mich weniger verstanden und sich gefragt, was ich ausgerechnet jetzt in Israel verloren habe. Einmal wurde ich sogar gefragt, ob ich daran gedacht habe, einen Helm und eine Schutzweste mitzunehmen. Menschlich gesehen ist diese Ansicht nachvollziehbar, es braucht hier eben eine geistliche Sicht.

Als dann ein paar Wochen vor meiner Abreise, der Iran 300 Raketen auf Israel u. A. auch auf Jerusalem abgefeuert hat und absolut nicht klar war, wie sich die ganze Situation weiter entwickeln würde, kamen schon Zweifel in mir auf. Irgendwie wusste ich aber, dass ich trotzdem gehen würde. Als die Situation sich dann wieder etwas beruhigte, hatte ich inneren Frieden zu gehen. Ich wurde auch weiterhin von der Mehrheit meiner Freunde und Bekannten unterstützt und darin bestärkt- u. a. auch von meinem Chef bei CBN und meinem Pastor, was mir viel bedeutet hat.

 

Was hat dich letztlich bewogen trotz der Kriegssituation nach Israel zu gehen?

In erster Linie hat mich Gottes klares Reden dazu bewegt zu gehen. Ich konnte es nicht überhören. Dies hat mir auch den inneren Frieden gegeben – ich wusste, wenn Gott mich persönlich nach Jerusalem ruft, dann wird er schon seine Gründe haben und er wird dort auch auf mich aufpassen! Um nur ein Beispiel zu nennen, folgende Bibelstelle hat mich vorher sehr angesprochen und es ganz gut getroffen, was in mir vorging:

Apostelgeschichte 20,22: „Nun gehe ich nach Jerusalem, unwiderstehlich gezogen vom Heiligen Geist (durch ein inneres Drängen), ohne zu wissen, was mich dort erwartet.“

Sehr gestärkt hat mich auch die Bestätigung in meiner Umgebung, meiner Gemeinde, Familie und auf der Arbeit – ich habe mich nie allein gefühlt, sondern wusste, ich habe viele betende Geschwister im Hintergrund.

 

Wie erlebst du Israel jetzt gerade?

Vor Ort habe ich eigentlich kaum etwas von dem Krieg selbst mitbekommen. Da ich in Israel weniger Zeit im Internet und mit Nachrichten gucken verbracht habe, kam es mir teilweise sogar so vor, als hätte ich in Deutschland mehr mitbekommen.

Ein, zweimal gab es „kleinere“ Vorfälle, wie Messerangriffe am Jaffa-Tor in unserer Nähe, welche in den westlichen Medien gar nicht liefen. Aber auch dies habe ich nicht direkt mitbekommen, sondern nur davon gehört.

Jerusalem war die meiste Zeit sehr ruhig. Viel ruhiger sogar, als noch im September letzten Jahres, da jetzt so gut wie keine Touristen mehr da waren.

Was man aber sehr deutlich spüren konnte, war die veränderte Atmosphäre in der Stadt und die allgemeine Stimmung. Es war ruhig, aber angespannt. Die Menschen wussten nicht, wie es weitergeht. Viele Soldaten (Söhne, Töchter, Väter, …) waren an der Front im Norden oder in Gaza. Außerdem ist man überall „reisenden“ Soldatengruppen begegnet, die gerade auf dem Weg nach Hause oder zurück ins Kriegsgebiet waren. Sehr berührt hat mich, dass die meisten Soldaten und Soldatinnen sehr jung aussahen. (Wahrscheinlich sind die meisten gerade mal 18 Jahre alt.)

Die Wirtschaft, viele kleine Läden/ Unternehmen mussten erhebliche Einbüßen erleiden. Überall im ganzen Land, sogar direkt am Flughafen, hingen Plakate der Geiseln mit der Aufschrift: „Bring them Home“ – wie ein verzweifelter Ruf aus dem Herzen Israels.  Im Gespräch mit den Menschen vor Ort hat man direkt eine Bedrückung wahrgenommen und fehlende Hoffnung, besonders was die Zukunft betrifft. Ich habe Feiertage miterlebt, an denen die Menschen normalerweise feiern und tanzen, stattdessen herrschte bedrückendes Schweigen.

Umso schöner und glorreicher waren dann Momente, in denen z.B. bekannt gegeben wurde, dass Geiseln befreit wurden. Ein Siegesschrei und Tanz im ganzen Land, in Jerusalem auf den Straßen, in Tel Aviv am Strand, natürlich auch bei uns im Gebetshaus – die wir so gut wie täglich genau dafür gebetet hatten

 

Gab es Situationen, in denen du Angst hattest?

Nein, es gab keine Situation, in der ich konkret Angst hatte, dass der Krieg mir oder den anderen im Gebetshaus schaden könnte.

Als ich angefragt wurde, ob ich im Norden Israels helfen könnte, bei der Lebensmittelausgabe der IDF-Soldaten zu helfen – während täglich viele Raketen genau auf diesen Ort abgefeuert wurden – hatte ich erhebliche Zweifel. Doch auch in dieser Situation habe ich mich getragen gefühlt: Genau an dem Tag, als ich angefragt wurde, hat mein Pastor mir geschrieben und nachgefragt, wie meine Gemeinde für mich beten kann. Ich wusste, wenn Gott mich dorthin schicken würde, dann würde es auch sicher sein und wenn er die Tür schließt, dann wahrscheinlich eher nicht. Gott hat letztendlich die Tür selbst wieder geschlossen und ich bin nicht in den Norden an die Grenze zum Libanon gefahren.

 

Was gibt dir Sicherheit?

Meine bisherigen Erfahrungen mit Gott geben mir Sicherheit. Ich habe noch nie erlebt, dass –wenn ich mich von ihm leiten lasse und auf seine Stimme höre – er mich in eine Situation bringt, die mir am Ende schadet. Im Gegenteil, meistens segnet er es ganz besonders, wenn wir ihm folgen, besonders, wenn wir uns ins Ungewisse wagen und vorher nicht wissen, was passieren wird.

Außerdem gibt mir Gottes Wort, die Bibel, Sicherheit. Da sein Wort in vielen Situationen sehr konkret und persönlich spricht, warnt, korrigiert und leitet, habe ich das Gefühl, dass jemand da ist, der „aufpasst“. Seine Gebote und Grenzen bedeuten Sicherheit.

Meine größere Befürchtung ist eigentlich, dass ich mir selbst nicht trauen kann und was passiert, wenn ich ohne Gott laufe- wenn ich auf meinen eigenen Wegen gehe und meinem eigenen Willen folge. Das führt meistens zu nicht so guten Orten bzw. Situationen.

Meine Sicherheit ist also: dem zu vertrauen, der eine Perspektive hat, die ich nicht habe. Zu glauben, dass er es wirklich gut mit mir und meinen Mitmenschen meint! Ihm zu folgen und zu glauben, dass er dort etwas oder eine besondere Aufgabe hat, wo er mich hinsendet.

Und Gott hat einmal mehr bewiesen, wie treu und vertrauenswürdig er ist. Wie er als Vater aufpasst und seine schützende Hand über mich hält. Er hat über meinem Eingang und Ausgang in Israel gewacht, so wie er es in Psalm 121,8 versprochen hat.

 

Was ist dir besonders wichtig geworden in dieser Zeit?

Viele Christen in der westlichen Welt glauben, Israel hat heutzutage nicht mehr viel mit uns zu tun. In den meisten Kirchen und Gemeinden spielt das Thema Israel kaum eine Rolle. Es herrscht Unwissenheit über die außerordentliche Bedeutung von Israel und dem jüdischen Volk im ganzheitlichen Heilsplan Gottes.

Eine christliche Ersatztheologie hat uns von all unsern jüdischen Wurzeln abgetrennt und behauptet, was in Israel passiert, betrifft uns „normale“ Christen heute nicht mehr.  Doch das stimmt nicht. Was in Israel passiert, betrifft uns alle! Jesus wird in Jerusalem auf dem Ölberg wiederkommen und deshalb ist das der umkämpfteste Ort der Welt! Ob ein Land Israel segnet und sich öffentlich zu Israel bekennt, hat einen maßgebenden Einfluss auf den Segen des ganzen Landes:

„Wer dir Gutes wünscht, den werde ich segnen. Wer dir aber Böses wünscht, den werde ich verfluchen! Alle Völker der Erde sollen durch dich gesegnet werden.“ 1. Mose 12,3

Unsere Verantwortung als Christen ist, für Israel und das jüdische Volk zu beten – und sie zu segnen! Wir müssen nicht mit allen ihren Taten übereinstimmen (vor allem politisch), aber wir müssen Ihnen klar zeigen, dass wir auf ihrer Seite stehen und sie unterstützen! Ganz besonders in einer Zeit wie dieser, in der sich viele Nationen gegen Israel stellen.

„Betet für den Frieden Jerusalems! Wer dich liebt, dem soll es gut ergehen!“ Psalm 122,6

 

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