Ein Taucher der Bundeswehr über Vertrauen
Von Simon B., Offizier bei der Bundeswehr
Bei der Marine der Bundeswehr kann man zum Taucher ausgebildet werden und ich habe mich eines Tages dazu entschlossen, das zu machen.
Wir lernten zuerst mehrere Wochen im Hallenbad, wie man mit den Geräten umgeht, wir lernten Grundlagen über die Tauchmedizin und wurden insgesamt fit gemacht. Denn wem unter Wasser ein Fehler passiert, der bezahlt oft einen hohen Preis dafür. Irgendwann durften wir dann endlich ins Meer raus. Wer jetzt denkt, dass es doch ganz nett ist, in der Ostsee zu tauchen, der möge sich das nochmal gut überlegen: Bei einstelligen Wassertemperaturen begannen wir bei grauem Herbsthimmel unsere Tauchgänge. Überraschend war dabei, dass wir ab einer Wassertiefe von etwa 10 Metern fast nichts gesehen haben. Einer meiner Tauchgänge ging um 12 Uhr mittags bis auf über 30 Meter Tiefe. Oben war es hell und unter Wasser habe ich meine Hand vor den Augen nicht mehr gesehen und bitterlich gefroren. Damals dachte ich mir: „Simon, was ist passiert, dass du hier gelandet bist?“
Gut, dass wir immer mit einem Seil nach oben verbunden waren. Denn beim Arbeitstauchen ist man immer mit einer Person an Deck verbunden oder man taucht zu zweit und ist miteinander verbunden. Wenn man mit jemandem oben verbunden ist, dann muss man immer so tauchen, dass die Leine auf Spannung bleibt. Die Person oben an Deck gibt dann mit der Leine Signale, in welche Richtung man tauchen oder ob man wieder zurückkommen soll. Wenn man etwas am Meeresgrund gefunden hat, das man suchen sollte, kann man ebenfalls ein Signal nach oben geben.
Was Tauchen mit dem Glauben zu tun hat
Mich erinnern diese Tauchgänge immer an das Glaubensleben. Beim Tauchen muss man für die eigene Sicherheit immer verbunden bleiben, muss auf kleinste Signale von oben achten. Ähnlich ist es auch mit Gott: Wer verbunden bleibt, kann auf Führung von oben achten. Wer aber die Verbindung nach oben kappt, muss alleine klarkommen.
Essenziell wichtig ist dabei Vertrauen. Wenn der „Leinenmann“ nicht aufpasst, die Ausrüstung nicht in Ordnung ist oder ich nicht das richtige Werkzeug dabei habe, dann habe ich ein Problem. Ich muss also vertrauen und mich darauf einlassen, dass auch in größter Dunkelheit und Kälte oben jemand weiß, wo es langgeht.
Die Bibel sagt in Psalm 37,5: „Befi ehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf Ihn, Er wird’s wohl machen.“ Was im Deutschen hier mit „hoffe“ übersetzt wird, heißt im Hebräischen „betach“. „Betach“ liegt dem heutigen Wort für „Sicherheit“ zugrunde. Aber es kann auch als Antwort verwendet werden, wenn ich sagen will „Aber sicher!“ Gott unseren Weg anzuvertrauen heißt, Sicherheit in ihm zu fi nden. Oder, wie es im Original heißt, Sicherheit „auf“ ihm zu finden. So als würde ich auf Fels bauen. Kurz gesagt, wer auf Gott vertraut, der findet Sicherheit und alles wird gut.
So ähnlich ging es auch dem Hauptmann aus Kapernaum, dem wir in Matthäus 8,5-13 begegnen. Als sein Diener krank zuhause liegt, begibt er sich zu Jesus, um für ihn Heilung zu erbitten. Jesus bietet ihm an, mitzukommen und den Diener zu heilen. Daraufhin antwortet der Offi zier: „Herr! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst! Aber sprich nur ein Wort und mein Diener wird gesund!“ Jesus ist verblüfft über diesen Glauben. Er sagt sogar, dass er bei niemandem sonst in Israel einen solchen Glauben gefunden habe. Aber worin besteht denn nun dieser außergewöhnliche Glaube? Der Hauptmann sieht Jesus und erkennt seine unglaubliche Autorität an. Er versteht, dass Jesus dermaßen erhaben ist, dass er aus der Entfernung „nur ein Wort“ sprechen muss, damit sein kranker Diener geheilt wird.
Es ist ein Vertrauen in die Autorität Jesu, in einer verzweifelten, menschlich gesehen ausweglosen Situation helfen zu können. Ja, auch so helfen zu können, wie es andere vielleicht nicht für möglich erachten. Und Jesus belohnt unser Vertrauen. Das kann für alle möglichen Lebenssituationen gelten oder sogar, wenn es um andere Menschen geht. Der oben zitierte Bibelvers aus den Psalmen ist ein Versprechen. Eine Zusage, eine Hoffnung. Aber die Reihenfolge ist wichtig. Erst kommt das Vertrauen, dann wird er’s wohlmachen. Ähnlich beim Hauptmann aus Kapernaum: Der Glaube und das Vertrauen auf Jesus sind die Grundlage dafür, dass das Wunder geschieht.
Wer hat die Verantwortung?
Kommen wir zurück zum Tauchen. Als ich das erste Mal die Leiter vom Boot ins eiskalte Wasser geklettert bin, musste ich vertrauen, dass alles passt. Und auch bei allen weiteren Tauchgängen musste ich vertrauen. Das fiel mir dann immer leichter. Mein Kamerad oben trug die Verantwortung für mich. Er war es, der klare Sicht hatte, Gefahren im Blick hatte und auch die Zeit. Ja, denn irgendwann konnte ich nicht mehr unten bleiben, weil mir die Luft ausging. Dabei war es aber nicht ich selbst, der den Tauchgang beendete, sondern irgendwann kam das Signal von oben und ich konnte wieder frische Luft schnappen. So ist es auch bei Gott: Manchmal traut er uns Sachen zu, die wir nicht verstehen, in denen wir nichts sehen können oder in denen wir einfach das machen müssen, was er uns vorher beigebracht hat. Manchmal sind wir einsam, manchmal gemeinsam, aber immer verbunden. Wer auf Gott vertraut, der kann dabei aber immer darauf vertrauen, dass im rechten Moment Hilfe und Führung kommt.
Denken Sie an Ihr eigenes Leben. Welchen Bereich können Sie Gott heute anbefehlen? Oder welchen Bereich haben Sie ihm bereits anbefohlen und nun warten Sie vielleicht schon längere Zeit? In den kalten, einsamen und dunklen Momenten des Lebens dürfen wir vertrauen, dass es uns gut gehen wird, wenn wir verbunden bleiben. Oft müssen wir warten, oft müssen wir an Orte, die uns nicht gefallen, während es andere vermeintlich gut
haben, während sie im Warmen sitzen.
Wenn Sie das nächste Mal in eine schwierige Situation „abtauchen“, möchte ich Sie ermutigen, mit Gott verbunden zu bleiben. Sie werden erleben, wie er Sie auch im Dunkeln führen kann und er Sie dabei nicht
überfordern wird. Es wird nicht tiefer, weiter oder länger gehen, als Sie es tragen können. Und am Ende des Vertrauens steht immer das Versprechen, dass es gut werden wird. Dieses Versprechen gilt auch heute für uns.
Simon B. ist langjähriger Christ. Er ist Offizier bei der Bundeswehr, verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Dieser Artikel stammt aus dem Erlebt Magazin zum Thema „Vertrauen“ (Ausgabe Nr. 43 – Dezember 2023)
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