von Ina Baaske, Projektmanagerin CBN Humanitär
Kennen Sie dieses brennende Gefühl in Ihrem Herzen, wenn Sie sehen, davon hören oder sogar selbst erleben, wie Unrecht geschieht? Wenn etwas passiert, das einfach nicht fair ist. Ob es nun Bilder von Menschen sind, die unter furchtbaren Lebensverhältnissen leiden, die in Armut gefangen sind oder von Krankheit geplagt werden. Oder aber auch einfach nur in der Situation, wenn die Person im Supermarkt sich in der langen Schlange vor der Kasse plötzlich vor Sie drängelt und auch noch so tut als wäre es ganz recht so. Doch woher kommt dieses aufflammende Gefühl in uns? Die Menschen mögen sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was richtig und was falsch, was gut und was böse ist und sicherlich auch, was gerecht und ungerecht ist. Und doch kennen wir alle das Gefühl der Empörung in uns, wenn wir von Unrecht erfahren und verspüren den Drang, dass Gerechtigkeit geschehen soll, selbst wenn wir gar nicht betroffen sind.
Dieser Gerechtigkeitssinn in uns hat seinen Ursprung darin, dass für Gott selbst Gerechtigkeit so fundamental ist. Und weil wir nach seinem Bilde geschaffen sind (1. Mose 1,27), tragen wir etwas davon in uns. Die Bibel macht sehr deutlich, wie wichtig die Gerechtigkeit für Gott ist. Das hebräische Wort für Gerechtigkeit ist “mishpat” und wird im Alten Testament mehr als 200 Mal verwendet. Gerade im Alten Testament zeigt sich, wie Gott ein Rechtssystem für das Volk Israel ins Leben ruft, das seiner Zeit voraus war. Übliche Maßnahmen wie Rache und Vergeltung weichen Gesetzen, die Recht und Entschädigung fordern. Aber auch das Neue Testament rückt immer wieder den Fokus auf die Gerechtigkeit. So ist sie zum Beispiel ein zentraler Bestandteil des Reiches Gottes, wie wir in Römer 14,17 lesen: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist.“
Wir tragen diese Sehnsucht nach Gerechtigkeit also in uns, aber was bedeutet das für uns und was tun wir damit? Gott sagt es uns ganz klar in seinem Wort, zum Beispiel in Jesaja 56,1: „So spricht der Herr: Wahrt das Recht und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren.“ Gerechtigkeit üben geht in zwei Richtungen, nämlich sich einzusetzen für den, der ungerecht behandelt wird sowie dem Einhalt zu gebieten, der Unrecht ausübt. Gott hat übrigens immer wieder vier Gruppen von Menschen im Blick, die besonderen Schutz benötigen und für deren Recht Er sich einsetzt: die Waisen, die Witwen, die Fremden oder Immigranten und die Armen (Psalm 146).
Immer wenn Gott in uns ein “brennendes Herz” entfacht, gibt er uns damit auch ein Zeichen aktiv zu werden. Es soll nicht bei Mitgefühl oder der Sehnsucht nach Recht bleiben, sondern wir dürfen Einsatz zeigen. Wir können ihn im Gebet fragen, wie wir seine Gerechtigkeit in die Realität umsetzen können. Können wir Menschen helfen, die Unrecht erleben? Oder Gemeinden und Organisationen unterstützen, die sich genau für diese Sache, die uns bewegt, einsetzen? Sollen wir selbst Botschafter dieses Themas werden oder in Gebetskämpfe eintreten?
Es lohnt sich seinem Ruf nach Gerechtigkeit zu folgen, denn Gott gibt uns sogar ein besonderes und ermutigendes Versprechen: “Wer der Gerechtigkeit und Gnade nachjagt, findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre.” (Sprüche 21,21)