Lege deine Finger in meine durchbohrten Hände
Eine Begegnung mit Jesus und dem Trauma
von Julia Brinkmann – Operation Blessing Koordinatorin Europa
Als ich mich im Vorfeld mit dem Thema dieser Ausgabe befasste, stellte ich mir die Frage, ob Jesus angesichts seiner tiefen Leiderfahrung die Symptome und Schmerzen eines Traumas durchlebt hat.
„Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten tragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte.“ (Jesaja 53,4-5) Wie stark waren wohl all unsere Wunden in seinen Körper eingeschrieben? Und könnten sie die sichtbaren Zeichen eines Traumas sein?
Wenn wir hier in der westlichen Welt von Traumata sprechen, meinen wir häufig die anderen – die Geflüchteten, die psychisch Kranken, die im Krieg, die mit der schwierigen Vergangenheit. Vielen geht es ja gut: Sie besitzen Haus, Garten, Auto und fahren in den Urlaub. Viele Christen gehen in tolle Gemeinden und besuchen ansprechende Gottesdienste. Doch hinter der glatten Fassade sieht es oft anders aus. Aber Jesus. blickt hinter Fassaden und hohe Mauern. Er sieht die gut versteckten Wunden. Wenn wir bspw. das Leid von traumatisierten Menschen in Kriegsgebieten im Fernsehen sehen, kann es sein, dass Jesus uns auch dadurch erreichen möchte. Aber wir wollen den Schmerz der anderen oft nicht an uns heranlassen. Denn er triggert auch die eigenen Verletzungen, die lieber im Verborgenen bleiben sollen. So suchen auch verletzte Christen Schutz in der Dunkelheit, obwohl sie berufen sind, Licht zu sein.
Jesu Körper war in einem gewissen Sinn nicht makellos, als er von den Toten auferstand. Er trug noch alle fünf Wundmale an seinem Auferstehungsleib. Er schämte sich nicht und zeigte sie uns, damit wir unsere Finger hineinlegen können. Wie Thomas, der oft als Zweifler dargestellt wird, weil er Jesus genau darum bat. Er durfte am eigenen Leib spüren, dass Jesus Schmerz, Leid und auch alle Traumata überwunden hat. Ich glaube, die Male an seinem Auferstehungsleib sind die Zeichen seines Kampfes und vor allem des Sieges, den er für uns errungen hat.
Traumata sind Begegnungen mit dem Tod
– Shelly Rambo
Traumata sind Begegnungen mit dem Tod, so die Theologin Shelly Rambo. Doch Jesus hat den Tod überwunden und schenkt uns dadurch Heilung und neues Leben. Wir alle haben Wunden und manche von uns auch Traumata, aber auch ihnen hat Jesus Christus am Kreuz von Golgatha die Macht genommen. Und so können wir getrost wie Thomas bekennen: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20,28).